Wenn der Sport zur Lebenseinstellung wird
Die Skateboarder fristen in der Tiroler Sportszene ein Schattendasein. Die WUB-Open am Samstag in Innsbruck zeichneten ein anderes Bild.
Von Adrian Stöckl
Innsbruck –Donnernde Beats, Sprechgesang im Rhythmus der Musik und Partylaune, wohin man blickt – schon am Eingang der WUB-Halle im Innsbrucker Stadtteil Saggen ist dem Autor dieser Zeilen klar, dass er heute keinen ganz gewöhnlichen Sportwettkampf besucht.
Zum zweiten Mal lädt die Innsbrucker Skatecrew ZIP6020 zum WUB-Open. Und die Crème de la Crème der Skatesportszene folgt dem Aufruf der Veranstalter in Massen. Während in der Halle Skatesport vom Feinsten präsentiert wird, steht abseits des Contests der Skateboard-Lifestyle im Mittelpunkt. Skaten sei eben mehr als ein gewöhnlicher Sport: „Skaten ist ein Soul-Sport. Wir benutzen unser Board, um unsere Kreativität auszudrücken“, erklärt Organisator Stefan Ebner, selbst eine lebende Legende in der Tiroler Skate-Szene. „Skaten ist eine Lebenseinstellung. Wir nehmen uns die Freiheit, selbst zu entscheiden, was wir wann, wie und wo machen.“
Dass der Sport nicht in der Halle populär wurde, sondern sich seinen Weg über die Betonpflaster dieser Welt erkämpfte, will Ebner gar nicht bestreiten: „Skaten ist und bleibt ein Straßensport. Wir nutzen die ansonsten unbenützbaren städtischen Flächen. Aber eine Halle ist zum Üben perfekt“, meint der 33-Jährige.
Das glaubt man ihm aufs Wort. Selbst in den Pausen des Contests wuseln die Boarder über die Rails und Rampen, um ihre Tricks zu perfektionieren – immer begleitet von lauter Rap-Musik, die dauerhaft über das Gelände schallt. Nach Hits aus den Charts lauscht man hier vergeblich. Es würde aber auch nicht passen.
Der Weg zu einem anerkannten Genre war für die Skater ein langer und steiniger. Als der Sport am Beginn der 90er-Jahre in Tirol noch in den Kinderschuhen steckte, waren die Boarder selbst vor der Polizei nicht gefeit. „Da gab’s regelmäßig Strafzettel für ein Vergehen namens Spielen am Gehsteig“, erzählt Ebner aus eigener Erfahrung.
Erst zur Jahrtausendwende boomte das Skaten dann in Tirol. Erst als knapp zehn Jahre später die Olympischen Jugendwinterspiele in Innsbruck stattfanden, würdigte die Stadt die Szene, in der sie ihr mit der WUB-Halle am Sillzwickel ein Zuhause schuf.
Trotzdem tragen sich die Boarder mit einer Sorge – die vor einem Dachverband, der ihre Passion normiert. „Das wäre nicht in unserem Sinn. Unser Verein setzt sich für den Erhalt der Identität von Skateboarding als Jugendkultur ein. Darunter verstehen wir eine Überschneidung des Sports mit den Bereichen Musik, Grafik-Design, Video und Fotografie.“ Die Skater wollen eben selbst entscheiden. Nur eines ist sicher: donnernde Beats im Hintergrund.