Fremdgeh-Video auch parteiintern umstritten, Kritik von SPÖ und Grünen
Innerhalb des Bürgerforums gehen die Meinungen über das „Wahlkabine“-Video zur Landtagswahl auseinander. Die SPÖ kritisiert den Spot als „sexistisch und unwürdig“, auch die Grünen sehen Grenzen überschritten.
Innsbruck – Das umstrittene Fremdgeh-Video der Liste Fritz, das seit Montag für Aufregung und heftige Proteste sorgt, ist auch innerhalb des Bürgerforums umstritten. Während Pressesprecher Markus Sint und Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider darin keinen versteckten Sexismus erkennen wollen, geht Landtagsabgeordneter Andreas Brugger auf Distanz. „Das Video ist zwar amüsant, aber ich finde es nicht ideal. Weil Fremdgehen immer mit viel Leid verbunden ist.“ Für Markus Sint ist es hingegen zulässig, nach 70 Jahren ÖVP-Dominanz zum politischen Fremdgehen aufzufordern.
SPÖ: „Grenze des guten Geschmacks weit unterschritten“
Für Empörung sorgt das Werbevideo bei den SPÖ Frauen. „Das ist zutiefst frauenfeindlich und ich empfinde es als Skandal, dass Andrea Haselwanter-Schneider als Spitzenkandidatin so etwas zulässt“, ärgert sich Gabi Schiessling, Landtagsvizepräsidentin und Frauensprecherin der SPÖ im Landtag. „So etwas darf auch im Eifer eines Wahlkampfes nicht passieren. Das ist sexistisch und unwürdig. Angesichts dieser Werbelinie verschlägt es einem fast die Sprache!“, ist Nationalrätin Gisela Wurm, Frauenvorsitzende der SPÖ Tirol, entrüstet.
„Man muss sich schon fragen, was für ein Frauenbild da transportiert wird. Die Grenze des guten Geschmacks wurde hier weit unterschritten“, so Wurm und Schiessling. Die Hoffnung, dass aus dem Desaster des ÖVP-Frauenvideos gelernt wurde, „in dem eine Frau im BH ihrem biertrinkenden Mann die Füße massiert“, habe sich damit endgültig zerschlagen.
Grüne: „Im Wahlkampf ist vieles erlaubt – und es gibt klare Grenzen“
Auch die Grünen sehen in dem Video Grenzen überschritten. Die Grüne Frauensprecherin Christine Baur zum faux-pas der Liste Fritz: „Dieses Video bedient sämtliche Vorurteile. Frauen werden zu verführerischen Sexualobjekten degradiert. Und Männer werden ebenfalls degradiert, indem ihnen unterstellt wird, dass ihre Vernunft aussetzt, sobald sie eine langbeinige blonde Frau erblicken.“ Sowohl Frauen als auch Männer könnten Objekte sexistischer Angriffe sein. Beides verurteilen die Grünen als menschenverachtend. Den „Wahlkabine“-Spot stuft Baur als destruktiv und als frauenpolitischer Rückschritt ein.
Baur verweist in der Aussendung zudem auf weitere bedenkliche Wahlkampfaktivitäten. Das Wahlkplakat von Frauenlandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf etwa zeige „dieselbe Unsensibilität“: „Ein gelber Boxhandschuh als Symbol für die Kraft für Familien ist in Anbetracht der Häufigkeit von häuslicher Gewalt mehr als Fehl am Platz“, kritisiert die Grüne Frauensprecherin. (TT)