„Will Jugend ermuntern, sich verstärkt einzubringen“
Rund 100 Schüler diskutierten im Atrium des TT-Verlagsgebäudes angeregt mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer über Demokratie.
Von Katharina Zierl
Innsbruck –Von Politikverdrossenheit war nichts zu spüren. Interessiert lauschten rund 100 Tiroler Jugendliche aus höheren Schulen und Berufsschulen am Montagabend den Ausführungen von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Und stellten eifrig Fragen. „Gerade wenn man sich einige Plakate der Parteien für die Landtagswahl anschaut, fragt man sich schon, ob es denn überhaupt keine moralischen Grenzen gibt?“, meinte ein Schüler. „Wenn die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden, ist die gestalterische Freiheit in diesem Bereich groß. Wichtig ist, dass jeder einzelne die Aussagen kritisch hinterfragt“, erklärte Prammer.
Vor der Diskussion mit den Schülern hatte die Nationalratspräsidentin im Atrium des TT-Verlagsgebäudes ihr neues Buch „Wir sind Demokratie – Eine Ermunterung“ vorgestellt. „Ich will die Jugend – gerade in Zeiten sinkender Wahlbeteiligung – motivieren, sich verstärkt einzubringen“, begründete die Nationalratspräsidentin ihr Buch-Engagement.
TT-Innenpolitik-Chef Michael Sprenger leitete die Diskussion. Gemeinsam mit Barbara Prammer am Podium: der 22-jährige Kletter-Weltmeister Jakob Schubert und Landesschulinspektor Thomas Plankensteiner. Schubert erklärte, er selbst hätte sich im Alter von 16 Jahren „noch nicht ausreichend informiert gefühlt“, um zu wählen: „Ich war eigentlich noch nicht bereit. Ich denke, dass die Schule und die Lehrer in diesem Bereich eine wichtige Aufgabe übernehmen müssen.“
Plankensteiner betonte, dass politische Bildung „inzwischen in jeder Schulart verankert ist“. Wichtig sei, dass der Unterrichtsgegenstand nicht zu einem „Alibi-Fach“ werde. „Die jungen Menschen sollen lernen, Dinge zu hinterfragen, sich eigenständig eine Meinung zu bilden und selbst mitzugestalten“, sagte der Landesschulinspektor. Prammer erklärte, dass es nie genug Vorbereitung der Jugend auf ihre Aufgabe als Wähler geben könne: „Wir sind in diesem Bereich sicher noch lange nicht am Ziel.“
Einer der Schüler wollte von der Nationalratspräsidentin wissen, warum die Wahlbeteiligung ihrer Meinung nach sinke: „Kann es nicht auch sein, dass sich viele Wähler einfach verschaukelt fühlen, wenn Politiker mit Themen für ihre Partei werben, die sowieso nur auf EU-Ebene entschieden werden können?“ Prammer erwiderte, dass die einzelnen Staaten auch bei europäischen Entscheidungen mitspielen müssten. „Wenn in einer Landtags- oder Gemeinderatswahl aber damit geworben wird, dass man den Euro abschaffen will, ist das natürlich absoluter Schwachsinn.“