Putin-Gegner steht langer Prozess bevor – zehn Jahre Haft drohen
Der Kremlkritiker Nawalny richtet sich auf einen langen Prozess ein. Dem charismatischen Oppositionsführer drohen zehn Jahre Haft. Am ersten Tag war die umstrittene Verhandlung schnell wieder vorbei.
Moskau – Ein russisches Gericht hat den umstrittenen Untreue-Prozess gegen den Moskauer Oppositionsführer Alexej Nawalny auf den 24. April vertagt. Nach einem Antrag des Gegners von Kremlchef Wladimir Putin räumte der Richter in der Stadt Kirow der Verteidigung mehr Zeit ein, sich mit der Anklage vertraut zu machen. „Wir sind zufrieden, auch wenn eine Woche sehr wenig ist“, sagte Nawalny am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.
Die Justiz wirft dem 36-Jährigen vor, umgerechnet 400.000 Euro veruntreut zu haben. Nawalny drohen zehn Jahre Haft. „Der Prozess wird meine Unschuld beweisen, da bin ich sicher, aber die Führung wird mich trotzdem verurteilen lassen“, sagte er.
Kämpfer gegen Korruption
Der Anwalt und prominente Internet-Blogger hatte vor kurzem so deutlich wie nie zuvor Ambitionen auf das russische Präsidentenamt geäußert. Beobachter sehen das Verfahren als vom Kreml gesteuert, um Nawalny politisch kaltzustellen. Der Politiker hat sich vor allem als Kämpfer gegen Korruption in Russland einen Namen gemacht.
Kritik an dem Prozess in der Stadt rund 900 Kilometer östlich von Moskau kommt auch von russischen Menschenrechtlern. „Alle wissen, dass Alexej Nawalny unschuldig ist“, sagte Ljudmila Alexejewa von der Moskauer Helsinki Gruppe. „Aber alle wissen auch, dass die Macht ihn trotzdem verurteilen lassen wird“, sagte die 85-Jährige.
„Ich rechne mit einem langen Prozess“, sagte Nawalny. „Nach einigen Monaten verlieren Menschen das Interesse an diesem Prozess, und genau das will die Justiz“, sagte der Kremlkritiker.
Die Vorwürfe gehen zurück auf das Jahr 2009. Damals soll Nawalny als Berater einer staatlichen Holzfirma einen Schaden von 400.000 Euro zugefügt haben. Der Angeklagte nennt die Vorwürfe „absurd“. (dpa)