Analyse zeigt Defizite im Ort auf
Mängel in der Jenbacher Ortsgestaltung werden in den nächsten Monaten deutlich angesprochen. Die Bevölkerung ist in die Ideensammlung stark eingebunden. Im Spätherbst gibt es ein Pflichtenheft.
Von Walter Zwicknagl
Jenbach –Kein Blatt vor den Mund nehmen sich Experten aus Ried im Innkreis, die sich seit Monaten intensiv mit der Ortsentwicklung in der Marktgemeinde Jenbach befassen. Dabei liegt der Fokus vor allem auf dem Ortszentrum. „Wir haben viele Leute befragt“, stellte Projektleiter Stefan Lettner bei der Ideensammlung und Diskussion für die Neugestaltung fest. Erfreulich war die Beteiligung bei diesem Treffen. „Weit über 100 Gemeindebürger folgten der Einladung“, freute sich Gemeinderat Bernhard Stöhr als Obmann der Dorferneuerungs-Steuergruppe. Er ist selbst gelernter Architekt. Und Stöhr kann auch mit einem ersten Resümee aufwarten: „Um Verkehr, Parken, Fassaden und Straßenraumgestaltung ging es in allen Arbeitsgruppen. Das sind Themen, die unter dem Nagel brennen.“ Und das kann Bauamtsleiter Christian Wirtenberger nur untermauern.
„Eigentlich sollte das Dorfzentrum das Wohnzimmer der Gemeinde sein“, sagt Stefan Lettner. „Im Projekt Ortsentwicklung sehen wir eine Weiterführung des Leitbildes“, stellen BM Dietmar Wallner und Bernhard Stöhr fest.
„Ist Jenbach ein Liverpool im Inntal?“, fragte Lettner provokant und verwies auf vergleichbare alte Industrieorte in England oder in Oberösterreich. Einige dieser Standorte habe man mit mutigen Schritten zu erfolgreichen und lebenswerten Orten gemacht. Die ursprüngliche Qualität des Standortes bereite der Gemeinde aus heutiger Sicht die größten Probleme. Die Gebäude seien in teils schwieriger topografischer Lage eng miteinander verzahnt und eine Modernisierung stelle die Besitzer vor große Herausforderungen. Für eine neue Verkehrsordnung brauche es jedenfalls Mut, steht in einem Arbeitspapier. Dabei wird auch nicht verschwiegen, dass etliche der Befragten den Aufenthalt im Ortszentrum in den Abendstunden als „unbehaglich“ beschreiben. Das Aufenthaltsambiente zeige insgesamt deutliche Schwächen. Vor allem entlang der Achenseestraße ist die Aufenthaltsqualität als eher niedrig eingestuft. Ein Pluspunkt aus der Sicht von Stefan Lettner: „Durch seine teilweise noch vorhandene historische Bausubstanz und den Kasbach, der direkt das Ortszentrum von Jenbach passiert, hat der Ort, der als Handelsstandort eine lange Tradition hat, einen gewissen Charme, den es künftig stärker zu betonen gilt. Dabei weist der Branchenmix gar nicht viele Lücken auf.“ Heute zählt die Unterländer Gemeinde rund 6900 Einwohner. Wie geht es weiter mit der Jenbacher Ortskernentwicklung? „Am 7. und 21. Mai gibt es Folgetermine. Da werden etliche Themen der Zukunftswerkstatt Jenbach 2020 in den Vordergrund gerückt“, sagt Bernhard Stöhr, den vor allem das Engagement junger Leute freut. Im Sommer gibt es weitere Gespräche mit den Bewohnern, bis Spätherbst soll ein Pflichtenheft auf dem Tisch liegen.