Drogen-Substitution

Ministerin will Einsatz für redardierende Morphine prüfen

Der überproportionale hohe Einsatz von retardierten Morphinen führe in Österreich zu einem regen Handel auf dem Schwarzmarkt.

Wien - Die Drogen-Substitutionstherapie wird von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) grundsätzlich befürwortet. Klärungsbedürftig sei für die Innenministerin aber der Einsatz von retardierten Morphinen, hieß es Mittwoch zu der Pressekonferenz führender österreichischer Drogenexperten in einer Aussendung des Ressorts.

„Das Innenministerium ist sich der Verantwortung und Verpflichtung auf dem Gebiet der Prävention, auch beim Suchtmittelmissbrauch, voll und ganz bewusst. Es kann aber nicht sein, dass diese Verantwortung nur auf den Schultern des Innenressorts lastet. Ich erwarte, dass sich auch die anderen zuständigen Stellen ihrer Verantwortung und Verpflichtung bewusst sind und diese auch wahrnehmen“, wurde die Ministerin zitiert. Es sei zu begrüßen, dass es zu einer breiten Diskussion mit dem Gesundheitsministerium gekommen sei. Ein breiter Diskurs über den Einsatz retardierter Morphine in der Substitutionstherapie sei dringend erforderlich.

In den meisten europäischen Ländern, seien retardierte Morphine nicht zugelassen. Trotzdem gebe es dort bessere Therapieergebnisse als Österreich, hieß es in der Aussendung des Innenministeriums. In Deutschland liege eine „Erfolgsquote“ bei 20 Prozent der Heroin-Süchtigen, in Österreich bei fünf bis zehn Prozent. Österreich sei mit einem Marktanteil der retardierten Morphine von 55 Prozent bei den Patienten führend. In Bulgarien mache der Anteil fünf Prozent aus in Slowenien sieben Prozent. In Österreich gebe es - je nach Bundesland - deutliche Unterschiede. In Vorarlberg würden 16 Prozent der Substitutionspatienten retardierte Morphine erhalten, in Wien hingegen 61 Prozent.

Warum ist der Einsatz dieser Morphine derart hoch?

Die Innenministerin: „Für mich ergibt sich daraus eine ganz klare Frage: Wie kommt dieser überproportional hohe Unterschied beim Einsatz von retardierten Morphinen in der Substitutionsbehandlung zustande? Die Ergebnisse der Drogentherapie in Vorarlberg sprechen eine klare Sprache. Aus diesem Grund ist es dringend erforderlich, die Substitutionstherapie in Österreich bundesweit zu evaluieren, um Klarheit über die Datenlage zu bekommen.“

Der überproportionale hohe Einsatz von retardierten Morphinen führe in Österreich zu einem regen Handel auf dem Schwarzmarkt. Das sei in Europa einzigartig. „Attraktiv“ seien diese Medikamente, weil sie missbräuchlich auch injiziert werden könnten und dann eine Heroin-ähnliche schnelle Wirkung hätten.

Mindestens 5000 Stück Substitol verdealt

Der Direktor des Bundeskriminalamtes, Franz Lang, kritisierte dazu auch eine Aussage von Wiens Drogenkoordinator Michael Dressel, dass maximal 0,15 Prozent der in Wien verschriebenen Medikamente später von der Polizei sichergestellt wurden und dass es daher keine Überschwemmung des Marktes gebe. Das sei nicht nachvollziehbar: „Ermittlern des Landeskriminalamts Wien gelang es zum Beispiel, einem Substitolhändler das Handwerk zu legen, der in den vergangenen zwei Jahren mindestens 5000 Stück Substitol verkauft hatte. Er hatte Abnehmer aus Niederösterreich, der Steiermark, dem Burgenland und Wien. 2500 bis 3300 festgestellte Delikte jährlich in diesem spezifischen Kriminalitätsfeld sind kein Anlass, die Augen in diesem Bereich zu verschließen.“ Die Zahlen, die Dressel zitierte, stammen aus dem Innenministerium. (APA)

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