„Wir können mit allen reden, außer mit der ÖVP“
Andrea Haselwanter-Schneider von der Liste Fritz tut sich mit Anna Hosp von „Vorwärts“ schwer. Jetzt über den LH-Sessel zu reden, sei zu früh.
Die Liste Fritz ist die einzige Partei, die nicht mit der ÖVP koalieren will. Bereut man diese Festlegung, weil man sich zu sehr eingeengt hat?
Andrea Haselwanter-Schneider: Nein, das bereuen wir nicht. Es geht darum, das „System ÖVP“ abzuschaffen, und nicht gegen Günther Platter als Person.
Grüne und „Vorwärts“ halten sich ein Hintertürchen offen und kritisieren das „System Platter“.
Haselwanter-Schneider: Wir nicht. Es geht um das 70 Jahre alte System der ÖVP, wo man es sich überall gerichtet hat. Das Chaos haben wir bereits erlebt mit einem 300-Millionen-Euro-Minus bei der Hypo Tirol Bank oder der Zerschlagung des Rettungswesens.
Eine Regierung ohne ÖVP geht sich derzeit rechnerisch nur mit mindestens fünf Parteien aus. Wie soll das funktionieren?
Haselwanter-Schneider: Jetzt geht es einmal darum, die Wähler wählen zu lassen. Ich halte nichts davon, jetzt schon Posten zu verteilen. Das ist ein Postenschacher, den wir sicher nicht mitmachen.
Ihre etwaigen Koalitionspartner SPÖ und „Vorwärts Tirol“ sehen das anders. Würden Sie SP-Chef Reheis oder Vorwärts-Mitbegründerin Anna Hosp zum Landeshauptmann, zur Landeshauptfrau machen?
Haselwanter-Schneider: Hosp ist sicher kritisch zu sehen, sie war als ehemalige VP-Landesrätin Teil des „Systems ÖVP“. Wir müssen zuerst schauen, was bei der Wahl herauskommt.
Es gibt Gespräche zwischen den Parteien, wie es nach der Wahl weitergehen könnte. Mit welcher Partei tut man sich am leichtesten, mit wem am schwersten?
Haselwanter-Schneider: Wir tun uns mit allen leicht, außer mit der ÖVP. Es gibt mit allen eine gute Gesprächsbasis. Mit Rot und Grün haben wir schon viel umgesetzt. Auch die FPÖ schließen wir als Koalitionspartner nicht aus.
Ist es schwer, sich gegen den Übervater Fritz Dinkhauser zu profilieren?
Haselwanter-Schneider: Man will uns auseinanderdividieren. Das gelingt nicht. Er ist Parteiobmann und ich bin Klubobfrau. Wir ziehen an einem Strang. Er ist kein Übervater, sondern ein Freund. Warum sollten wir uns seine 50-jährige Erfahrung in der Politik nicht zunutze machen?
Fritz Dinkhauser hat aber im Jänner erklärt, sich zurückziehen zu wollen, und hat sehr lange überlegt, wie es mit der Partei weitergehen soll.
Haselwanter-Schneider: Er hat gesagt, er stehe als Spitzenkandidat nicht zur Verfügung. Er bleibt Parteiobmann auch nach der Wahl und zwar so lange, bis er sich anders entscheidet. Ich bin eine g’standene Frau, die Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen hat.
Fritz Dinkhauser hat Ihnen offenbar die Rolle der Spitzenkandidatin nicht zugetraut.
Haselwanter-Schneider: Das war eine gewisse Rücksichtnahme aufgrund der großen Belastung, die diese Position mit sich bringt. Faktum ist, dass er immer hinter mir gestanden ist.
Sie kritisieren immer, dass der Großteil der Anträge der Opposition von der Regierung abgelehnt wird. Würden Sie eine gute Idee der ÖVP gelten lassen, wenn Sie in der Regierung säßen?
Haselwanter-Schneider: Für eine gute Idee bin ich immer zu haben. Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern eine Stimme geben. Das garantiere ich auch für die nächsten fünf Jahre.
Laut einigen Umfragen würde die Liste Fritz gar nicht mehr im Landtag sitzen, weil man die Fünf-Prozent-Hürde nicht schafft. Was hat man falsch gemacht, wenn die Arbeit der Liste Fritz beim Wähler nicht ankommt?
Haselwanter-Schneider: Es ist nichts schiefgelaufen. Offenbar ist es schwierig, mit guter Oppositionsarbeit zu punkten. Wir haben vieles aufgedeckt und stehen konsequent hinter den Dingen.
2008 erreichte die Liste Fritz 18 Prozent. Davon ist man meilenweit entfernt.
Haselwanter-Schneider: 2008 hat es in den Umfragen auch so ausgesehen als würden wir den Einzug in den Landtag nicht schaffen.
Die Liste Fritz hat sehr lange nach Kandidaten gesucht. Woran lag das?
Haselwanter-Schneider: Das ist die schwarze Allmacht. Der Druck der ÖVP auf jene, die sich engagieren wollten, war groß. Trotzdem haben wir 72 Kandidaten gefunden und hätten noch mehr.
Das Gespräch führte Anita Heubacher