„Ohne Bankgeheimnis verliert Österreich 40 Milliarden“
Liechtensteinische Landesbank buhlt kräftig um reiche Österreicher. Das Bankgeheimnis in Vaduz soll bleiben. Milliarden aus Zypern rollen an.
Von A. Vahrner, M. Strozzi
Innsbruck –Österreichs Bankenlandschaft droht ein enormer Kapitalabfluss, sollte das österreichische Bankgeheimnis für ausländische Kunden kippen. „Falls das Bankgeheimnis fällt, fließen 30 bis 40 Milliarden Euro von Österreichs Banken ab“, sagt Robert Löw, Vorstandsmitglied der Liechtensteinischen Landesbank mit einer Österreich-Tochter in Wien. Trotz der internationalen Diskussion um Steueroasen dürfte das Fürstentum (kein EU-Mitglied) hingegen hart bleiben. „Liechtenstein wird alles tun, um das Bankgeheimnis zu halten“, glaubt Löw. „Der Druck auf unser Bankgeheimnis wird nicht so schnell kommen.“
Im Zuge der Diskussion um das österreichische Bankgeheimnis ist auch das Steuerabkommen zwischen Wien und Vaduz (sollte 2014 in Kraft treten) wieder ins Rampenlicht gerückt. Laut Österreichs Finanzministerin Maria Fekter haben bislang 124 Personen mit Konten in Vaduz Selbstanzeige wegen Steuerdelikten erstattet. In den Augen des Liechtensteiner Bankers Löw ist das Abkommen ein Meilenstein. Und in weiterer Folge sei es auch künftig attraktiver, eine Stiftung in Liechtenstein zu gründen als eine in Österreich. „Mit einem Eingangssteuersatz von 5 % sind Stiftungen anfangs zwar schlechter gestellt (Österreich: 2,5 %), aber die laufende Besteuerung macht ein Viertel von jener in Österreich aus. Dadurch rechnet es sich nach drei Jahren wieder“, so Löw. Eine Stiftung sei aber erst ab einem Vermögen von einer Million Euro sinnvoll.
In Österreich buhlt die Liechtensteinische Landesbank jedenfalls kräftig um reiche Kunden. „Für uns sind Vermögen ab 500.000 Euro interessant“, sagt Löw. Seit drei Jahren ist das Institut in Österreich aktiv und zählt bislang bundesweit 1000 Kunden. Die „Diskretion“ sei für viele das größte Motiv, Vermögen ins Fürstentum zu transferieren. Zudem hafte das Fürstentum unbegrenzt für Spareinlagen und Kassenobligationen. In drei bis fünf Jahren will die Bank ihr in Österreich verwaltetes Vermögen auf 5 Mrd. Euro steigern. „Das bedeutet, jedes Jahr um 30 bis 40 Prozent zu wachsen“, rechnet Löw vor. Wenn alles gut läuft, sei in Zukunft auch in Tirol ein Standort angedacht, die BTV sei hier der größte Konkurrent. Im Fürstentum selbst hält das Institut mit insgesamt 1000 Mitarbeitern bei einer Bilanzsumme von 23 Mrd. Schweizer Franken und einem verwalteten Vermögen von 48,7 Mrd. Franken und ist das zweitgrößte Geldhaus des Landes. Die Bank notiert an der Schweizer Börse, 57,5 % der Anteile hält das Land Liechtenstein.
Von der Debatte um Offshore-Steueroasen werden laut Löw die Bankplätze Liechtenstein, Schweiz und Österreich profitieren, weil hier mehr Rechtssicherheit gegeben sei. Für Zypern prophezeit er eine Kernschmelze: „Wir sehen bereits, dass Gelder aus Zypern nach Österreich, Liechtenstein und in die Schweiz fließen.“