Schräg und ziemlich verrückt gemixt
Bunt, individuell und einfach schräg gemixt heißt die Devise von Charlotte Hedeman Guéniau, der Gründerin des dänischen Design-Unternehmens RICE, das einen farbenfrohen und lässigen Wohnstil propagiert.
Von Ursula Philadelphy
Dagegen sieht monochromes italienisches Design fast alt aus! Charlotte Hedeman Guéniau setzt auf Farbe, Humor und Lebensfreude, wenn es darum geht, einen schrägen und sehr persönlichen Wohnstil zu entwickeln. Der Stil des von ihr gegründeten Designunternehmens RICE steht für eine witzig-freche Ästhetik, die ein bisschen an Patchwork erinnert und der Phantasie Tür und Tor öffnet.
Egal ob es um eine quietschgelbe Eingangstüre geht, um das Wohnzimmer, die Küche, das Esszimmer, das Kinderzimmer oder das Bad – man kann immer und überall mit Farben punkten. Außerdem lassen sich Räume mit Farbe leicht umgestalten. Hedeman Guéniau nennt das „kunterbunte Alltagsmagie“ und sie rät, bei der Gestaltung immer auf Herz und Bauchgefühl zu hören.
Flur und Eingangsbereich sind sehr wichtig, denn sie sind quasi das Empfangskomitee, wenn man nach Hause kommt – und sie sollen einen willkommen heißen. Deshalb empfiehlt es sich, auf Farbe zu setzen und Chaos hintanzuhalten. Was Flure betrifft, so werden sie oft vernachlässigt, weil man ohnehin nur durchgeht. Aber das tut man mehrmals täglich, also sollte man sich auch hier genau überlegen, wie man sie gestalten will und auf welche Farben und Farbkombinationen man setzt. Kornblumenblau für Wand und Kommode, gemixt mit grünen Vasen, in denen orange und gelbe Blumen stecken – durchaus eine spannende Variante. Aber auch Tapeten oder eine einzelne Wand mit einer üppigen Tapete – die Palette reicht von gestreift bis geblümt – können einen Raum und Eingangsbereich aufpeppen.
Die Eckpfeiler der Philosophie von RICE heißen Leben, Lieben, Lachen. Hedeman Guéniau hat diese Schlagworte kurz nach 9/11 in einem kleinen Café in Bangkok entdeckt und damals befunden, dass sie „das auf den Punkt bringen, worum es im Leben geht“. Im Klartext heißt es also, dass man immer wieder kontrollieren sollte, ob die Wohnung, das Haus noch zu einem passt, denn man entwickelt sich ja ständig weiter, hat plötzlich auch andere Farbpräferenzen oder fühlt sich auf neue Art geborgen. Schon mit Kleinigkeiten lässt sich gute Laune verbreiten. Bunte Teppiche, ein schöner Überwurf, ein tolles Bild, farbige Körbe für Krimskrams oder ganz unterschiedliche Kissen, die nicht nur in ihrer Farbigkeit, sondern auch in ihrer Materialität divergieren, können zusammen ein ganz neues Bild ergeben. Es muss auch nicht immer ein wüster Farbenmix sein, man kann zum Beispiel auch die Farben einer Decke in den Farben eines Lampenschirmes zitieren.
Farborgien und bunter Mustermix funktionieren ebenso wie die Kombination von Stilmöbeln mit ganz modernen Elementen. Rote Plastiksessel zum alten Bauerntisch oder eine Louis-XIV-Kommode mit kitschigem Kerzenleuchter und poppig oranger Vase verbreiten ebenso ein ganz eigenes Flair wie eine Glasvitrine, die nicht mit edlem Porzellan, sondern mit buntem Kitsch gefüllt ist. So kann man alten Erbstücken einen ganz aktuellen Touch geben.
Mintfarbene Wände und violette Sofas – das funktioniert, wenn dafür Boden, Fenster und Vorhänge weiß sind. Dann trägt es sogar noch einen bunten Teppich und ein paar gemusterte Kissen.
Auch in der Küche kann es ruhig bunt hergehen, kann man sich beim Geschirr und bei Küchenutensilien ebenso austoben wie bei Tischtüchern oder Sesselpolstern. Allerdings sollte man, um die Farborgie zu unterstreichen, auch hier zum Beispiel eine weiße Basis für Boden und Wände haben. Dies gilt natürlich auch für Bad, Kinderzimmer und Schlafzimmer. Charlotte Hedeman Guéniau macht bei ihren Farbexzessen auch vor den Gartenmöbeln nicht Halt und hat sogar einen Campingbus hellgrün, mint, violett, rot und rosa, kariert, geblümt und fröhlich gemustert ausgestattet.