So verlief der dritte Verhandlungstag im Goldmord-Prozess
Seit den Morgenstunden wurde der Prozess um den sogenannten „Goldmord“ fortgesetzt. TT Online berichtete live. Die Geschehnisse sind in dem Ticker nachzulesen.
Innsbruck – Nach dem Tod einer leitenden Tiroler Bankangestellten Mitte März 2012 ist am Donnerstag am Innsbrucker Landesgericht der Prozess gegen einen 52-jährigen Ex-Polizisten fortgesetzt worden. Die Tochter und der Ex-Ehemann des Opfers sagten unter anderem aus. Dem Angeklagten droht im Fall eines Schuldspruchs lebenslange Haft. Das Urteil wird für den 3. Mai erwartet.
„Meine Mutter wäre niemals von zu Hause weggegangen. Sie wäre niemals nach Mallorca gezogen“, sagte die Tochter des Opfers und stellte damit die Angaben des Angeklagten in Zweifel. Dieser habe nach eigenen Aussagen mit der Bankangestellten im Vorfeld vereinbart, einen Goldraub vorzutäuschen, um zu Geld zu kommen und auf Mallorca ein neues Leben zu beginnen.
„Sie wollte nie wegziehen“
Der ehemalige Gatte des Opfer bestätigte die Aussagen der Tochter. „Sie wollte nie wegziehen, sie war hier viel zu sehr verwurzelt“, sagte der Mann. Er selbst wollte während ihrer Ehe gemeinsam ein Haus in Griechenland kaufen, sie hätte sich jedoch vehement dagegen gewehrt.
Ex-Arbeitskollegen der getöteten Bankerin berichteten unisono Richterin Verna Offer, dass ihre ehemalige Mitarbeiterin stets sehr genau und zuverlässig gearbeitet hätte. Auch das Goldgeschäft habe sie korrekt abgewickelt.
Die Bankangestellte habe das Geld bereits vor dem tatsächlichen Geschäft verbucht, dies sei in der Branche jedoch durchaus üblich, erzählte einer ihrer Mitarbeiterinnen. „Wenn ein Kunde erst nach Öffnungszeiten der Bank ein Geschäft durchführen will, wird die Buchung üblicherweise vorgezogen“, fügte er hinzu.
Die 49-jährige Frau habe ihren Arbeitskollegen erzählt, dass ein vermögendes Paar aus dem Zillertal Gold im Wert von ungefähr 300.000 Euro kaufen wolle. „Sie hat mir gesagt, dass das Geschäft auf Kundenwunsch zwar innerhalb der Bank, aber außerhalb der Öffnungszeiten abgewickelt werden sollte“, erzählte eine Mitarbeiterin. „Ich hätte am nächsten Tag dann das Geld aus dem Safe entnehmen sollen, weil sie selbst frei hatte“, meinte sie.
„Warum außer Haus?“
„Warum sie das Gold schlussendlich außer Haus gebracht hatte, ist ein großes Fragezeichen für mich. Sie muss sich sehr sicher gefühlt haben“, sagte einer der Zeugen. Grundsätzlich sei es dem Opfer erlaubt gewesen, Geschäfte auch außerhalb der Bank durchzuführen. Der Verkauf von acht Kilogramm Gold sei aber sicherlich keine übliche Dimension, fügte er hinzu.
Der 52-Jährige hatte zu Verhandlungsbeginn den ihm vorgeworfenen Mord an der 49-jährigen Frau ebenso bestritten wie den Mordversuch an einem Polizeibeamten im Zuge seiner gescheiterten Flucht nach einem Verhör wenige Tage später. Schuldig bekannte sich der Mann lediglich der schweren Körperverletzung an zwei Polizeibeamten beim Fluchtversuch sowie des Widerstands gegen die Staatsgewalt.
DNA-Spuren des Beschuldigten seien laut Staatsanwalt Markus Grüner unter anderem auf einer Stoffwindel sowie auf einem Kanister und einem Papierknäuel gefunden worden. Auch auf einem Feuerzeug habe der Beschuldigte seine Abdrücke hinterlassen.
Utensilien „zur Verfügung gestellt“
Der Angeklagte meinte jedoch, er habe dem späteren Opfer lediglich die „Utensilien“ - zwei Signalfackeln, Chloroform sowie einen Stofffetzen - zur Verfügung gestellt. „Ich selbst war aber niemals am Tatort“, beteuerte er.
Dem angeklagten Ex-Polizisten wird zur Last gelegt, die Bankangestellte am 15. März 2012 in Wiesing vorsätzlich getötet zu haben, indem er sie zunächst mit Chloroform betäubt, mit Benzin übergossen und schließlich den Pkw, in dem sie saß, mit zwei Signalfackeln in Brand gesetzt hatte. Als Motiv sieht die Anklagebehörde acht Goldbarren im Wert von 333.388 Euro. Diese waren vorerst weiterhin unauffindbar. (APA)
TT Online berichtete an allen drei Verhandlungstagen in einem Live-Ticker für Sie. Im Folgenden die Ticker-Nachlese. Morgen beginnt der Prozess um 9 Uhr. TT Online ist wieder vor Ort und berichtet live.