Viele Tote bei Explosion in Texas: „Als wäre Atombombe detoniert“
Nächste Tragödie in den USA: Nach den Bomben von Boston explodierte eine Düngemittelfabrik in Texas. Es werden Dutzende Tote befürchtet. Hinweise auf einen Anschlag gibt es aber nicht.
Washington, West – Die Explosion einer Düngemittelfabrik in der Kleinstadt West im US-Bundesstaat Texas hat vermutlich Dutzende Menschen getötet. Mehr als 200 Menschen sollen verletzt worden sein. Die genaue Zahl der Opfer war auch Stunden nach dem Unglück noch unklar - ebenso wie die Ursache des Unglücks. Hinweise auf einen Anschlag gab es aber nicht. Der Chef des lokalen Rettungsdienstes ging nach Berichten der Sender CNN und CBS von mindestens 60 Toten aus. Es habe fünf bis 15 Tote gegeben, sagte Polizeisprecher W. Patrick Swanton bei einer Pressekonferenz. Die Rettungsarbeiten wurden von starkem Wind behindert, außerdem wurde befürchtet, dass sich infolge des Feuers giftige Dämpfe ausbreiteten.
Bei den 60 Toten handle es sich um „eine sehr ungenaue Schätzung, die ich von den Feuerwehrleuten bekommen habe. Wir wissen es noch nicht genau“, sagte Rettungsdienst-Chef George Smith. „Zwei Notfallhelfer sind tot, das wissen wir, und es könnten auch drei Feuerwehrleute ums Leben gekommen sein.“
Dutzende Häuser zerstört
Die Explosion geschah am Mittwochabend kurz vor 20.00 Uhr. Gewaltige Stichflammen schossen in den Himmel, wie auf Videobildern von Augenzeugen zu sehen ist. Dutzende Häuser wurden von der Wucht der Explosion zerstört. Unter den eingestürzten Gebäuden könnten noch Menschen eingeschlossen sein, befürchtete Smith. Am frühen Donnerstagmorgen durchkämmten Feuerwehrleute die zerstörten Gebäude.
Die Explosion soll noch im 75 Kilometer entfernten Waxahachie zu hören gewesen sein. Das Fabrikgebäude wurde vollständig zerstört, hieß es. Auf Fernsehbildern war eine riesige Rauchwolke zu sehen, Gebäude standen in Flammen. In der Fabrik war vor der Explosion ein Brand ausgebrochen, daher waren die Helfer bereits vor Ort.
„Es war gewaltig, wie im Irak“
DL Wilson, der Sprecher der texanischen Sicherheitsbehörde, war erschüttert von dem, was er in der Stadt West sah. „Es war gewaltig, genau wie im Irak... da war ein Gebäude mit ungefähr 50 Wohneinheiten - es stand da wie ein Skelett“, schilderte Wilson Journalisten die Lage.
Wilson war nicht der Einzige, der das Ausmaß der Zerstörung mit Kriegssituationen verglich. „Es war, als wäre eine Atombombe eingeschlagen“, sagte Bürgermeister Tommy Muska. „Wir haben hier eine Menge Leute, die verletzt sind, und es gibt andere, von denen ich sicher bin, dass sie morgen nicht mehr da sind“, sagte Muska. Nach Angaben des Bürgermeisters wurden bei dem Unglück bis zu 80 Häuser zerstört. In einem Umkreis von fünf Blocks um die Fabrik habe es schwere Schäden gegeben, sagte Tommy Muska dem Nachrichtensender CNN. Betroffen seien auch eine Schule und ein Altenheim.
„Es herrscht völliges Chaos“, sagte Stadträtin Cheryl Marak dem Radiosender ABC News Radio. „Hier sind Rettungswagen, Feuerwehrautos und Polizei von überall.“
Auf einem nahe der Fabrik gelegenen Sportplatz wurde ein Notfallzentrum eingerichtet. Krankenwagen, Hubschrauber, aber auch Autos und Lieferwägen brachten Verletzte in umliegende Kliniken. Ein Mitarbeiter eines Krankenhauses in Waco sagte, bislang wurden 66 Verletzte in die Klinik gebracht. 38 davon seien schwer verletzt.
Bewohner evakuiert
Da sich auf dem Gelände noch ein zweiter Tank befinde, seien die Bewohner von West aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, berichtete CNN. Etwa die Hälfte der 2800 Einwohner der Stadt in Osttexas in der Nähe von Waco wurden evakuiert. Auch die Hubschrauberpiloten seien angewiesen worden, wegen einer befürchteten zweiten Explosion eine Mindestflughöhe einzuhalten.
Zudem wurde befürchtet, dass sich infolge des Feuers giftige Dämpfe ausbreiten könnten. Die Rettungsarbeiten wurden am Donnerstagmorgen von starkem Wind behindert. Im April vor zwanzig Jahren kam es in der etwa 30 Kilometer entfernten Stadt Waco ebenfalls zu einer Tragödie. Im Anwesen der Davidianer, einer Sekte, verbrannten 81 Menschen. Vermutlich hatten die Sektenmitglieder das Feuer selbst gelegt. (dpa, APA, AFP)