Autobahnforderung löst Aufschrei aus
Grüne, Liste Fritz und Volkspartei sprechen sich dezitiert gegen die Idee von Vorwärts Tirol aus, die Fernpassstrecke in großem Maß auszubauen. Vor einer neuen europäischen Transitstrecke wird gewarnt.
Von Helmut Mittermayr
Reutte, Imst –In Wahlzeiten werden politische Ideen unters Volk gebracht. Die Forderung, die der Ötztaler Vorwärts-Tirol-Kandidat Josef Falkner erhoben hat, stößt nun auf größte Ablehnung bei den politischen Mitbewerbern. Er verlangte nicht nur die Tschirgantröhre und einen Tunnel von Bichlbach nach Nassereith. Vielmehr stellte er in der TT eine ganze Autobahn vom Grenztunnel Füssen bis zur Einmündung durch den Tschirgant ins Inntal in den Raum.
Die Außerferner Volkspartei reagierte am Donnerstag mit einer Pressekonferenz. Die Abgeordnete Sonja Ledl-Rossmann: „Mit solchen Ideen werden wir nie mitgehen. Dem Transitverkehr würde Tür und Tor geöffnet. Auch die Tonnagebeschränkung auf der Fernpassstrecke muss bleiben.“ Die Außerfernerin greift den Vorwärts-Tirol-Wahlslogan „fair“ auf und spricht von „fairbetonieren und fairbauen“. Es gebe auch keinen Fleckerlteppich, wie behauptet. An der Strecke sei dauernd gearbeitet worden. Auch unter der Ägide von Vorwärts-Frontfrau Anna Hosp, als sie von 2003 bis 2008 in der Landesregierung war, merkt Ledl an. Der Außerferner VP-Wirtschaftsbundobmann Peter Müller malt drei Szenarien für den Bezirk an die Wand: „1. Zerstörung, wenn die Autobahn kommt. 2. Stillstand, wenn Gurgiser, Fritz, Grüne oder SPÖ mehr zu sagen hätten. Sie lehnen ja alle jeden Ausbau kategorisch ab. Oder 3. Weiterentwicklung mit vernünftigen Maßnahmen wie etwa dem Fernpassscheiteltunnel.“ Dazu würden im Mai die Probebohrungen starten. „Der Landeshauptmann hat den Touristikern beim Treffen auf der Zugspitze zugesagt, dass der Tunnel in der nächsten Legislaturperiode definitiv gebaut wird“, sagt Müller.
„Jetzt hat Anna Hosp die Katze aus dem Sack gelassen. Sie ist für eine vierspurige Autobahn durchs Außerfern“, empört sich die Spitzenkandidatin der Grünen für den Bezirk Reutte, Barbara Brejla. Eine Autobahn durchs Außerfern bedeute entweder einen Megatunnel, der nicht finanzierbar und technisch nur schwer umsetzbar sei, oder die Autobahn führe an den Orten im Außerfern entlang. Dann bedeute dies noch mehr Lärm und schlechtere Luft. Außerdem würde eine Autobahn den Kaufkraftabfluss aus dem Bezirk in Richtung Inntal verstärken, wenn die Gäste in zehn Minuten durch den Bezirk durchfahren könnten. Brejla betont: „Schon mein Vater hat gegen die Ulm-Mailand demonstriert und die Außerferner haben sich erfolgreich gegen eine Transitroute gewehrt. Jetzt weckt Hosp die eingeschlafenen Hunde wieder auf. Unverantwortlich!“
Komplett verwundert zeigt sich auch Jakob Wolf, Spitzenkandidat der VP Imst, über den Vorschlag von Vorwärts Tirol. „Ein solches Projekt ist rechtlich gar nicht machbar, weil durch die Alpenkonvention ausgeschlossen ist, eine neue Transitachse durch Tirol zu errichten.“
„Eine Autobahn durchs Außerfern und damit ein neues Luftsanierungsgebiet darf es nicht geben“, stellt Hermann Fasser, Außerferner Bezirksspitzenkandidat der Liste Fritz – Bürgerforum Tirol fest. Die sicherste, verlässlichste, umwelt- und gesundheitsverträglichste Erreichbarkeit des Inntales und der Landeshauptstadt Innsbruck garantiere die Eisenbahn. Ein zeitgemäßer Ausbau als moderne Eisenbahnstrecke mit Fernpasstunnel wäre für ihn ein echter Zugewinn für die ganze Region.