Vor dem Start ist Fragen wichtig

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Sie haben zum ersten Mal einen Garten? Planen, Ihr erstes Gemüsebeet anzulegen? Ziehen zum ersten Mal Gemüse am Balkon? Und Sie haben mehr Fragen als Antworten? Wie auch sonst im Leben gilt: Auf die richtigen Fragen kommt es an.

Von Andrea Heistinger

Mein Mann macht regelmäßig Telefondienst im Verein Arche Noah. Um diese Jahreszeit rufen Hunderte Mitglieder an, die noch mehr Fragen haben. Gestern erzählte er mir von einer Frau, die wissen wollte, wie sie ihren neuen Garten denn anlegen solle. Das Haus sei gerade fertig und vor wenigen Wochen seien sie eingezogen. Nun solle der Garten möglichst vielfältig und schön werden. Sie wolle gleich starten, damit die Pflanzen sofort loswachsen könnten.

Was mein Mann ihr riet? Kaufen Sie sich eine gute Flasche Rotwein und legen Sie sich mit Ihrem Mann in den Liegestuhl. Bauen Sie in Ihrem Garten eine blühende Gründüngung an. Machen Sie sich heuer wenig Arbeit, denn die letzten Monate waren sicher intensiv genug und lernen Sie zuerst einmal Ihren Garten kennen.

Interessanterweise war die angehende Gärtnerin richtig erleichtert über diesen Rat. Gründüngung und Rotwein statt stundenlangem Schuften. Das klingt zunächst einfach und faul und ganz und gar nicht nach Gärtnern. Doch auch ich weiß aus eigener Erfahrung: Ein Grundstück muss man Stück für Stück kennen lernen, und das braucht Zeit (das gilt übrigens für Terrassen oder Balkone genauso).

Schnelle Lösungen sind oft nicht von langer Dauer. Und: Es geht im Garten nicht darum, möglichst schnell alles „perfekt“ zu haben. Wer vorschnell einen Baum setzt, um rasch einen Schattenbaum zu haben, kommt eventuell drei Jahre später drauf, dass der Baum zu nahe am Haus steht oder gerade hier doch der beste Sitzplatz wäre, um die Abendsonne zu genießen.

Daher ein Rat, den ich in einer meiner ersten Gartenkolumnen bereits einmal gegeben habe: Wer einen Garten neu anlegt, braucht dafür Zeit. Ja, der Garten lehrt einen Langsamkeit, Orte genau wahrzunehmen und dass gute Fragen bereits die halben Antworten sind.

Daher hier einige Fragen, die sich jeder angehende Gärtner stellen kann, bevor er mit Spaten, Samen und Pflanzen loszieht: Was wollen wir im Garten alles tun? Von welcher Stelle im Garten hat man einen besonders schönen Ausblick und wo will ich nicht hinschauen? Zu welcher Tageszeit und zu welcher Jahreszeit werden wir Zeit im Garten verbringen? Wo ist die wärmste Stelle in meinem Garten? Wo die windigste?

Welchen Boden haben wir? Ist er sandig oder lehmig? Wo ist der Boden tief? Wie viel Zeit haben wir fürs Gärtnern? Wann ist mit den letzten Frösten im Frühling zu rechnen? Wann mit den ersten Frösten im Herbst? Wie viel Geld können wir für den Garten ausgeben? Wie hoch sind die durchschnittlichen Jahresniederschläge?

Wie gieße ich den Garten? Kann ich mit Regentonnen Dachwasser sammeln? Sollen der Gemüsegarten und der Obstgarten den Großteil unseres Bedarfs an Gemüse, Obst und Kräutern decken oder einen kleineren Teil? Habe ich eine Bezugsquelle für Mist und/oder Kompost? Braucht mein Garten einen Zaun? Und muss dieser durchgehend sein? Wo kann ich meine Gemüseernte lagern? Habe ich schon das richtige Werkzeug?

Viele Fragen kann man nicht gleich beantworten. Jedenfalls lohnt es sich, ausgiebig zu überlegen und sich Zeit für Gespräche mit dem Partner, den Kindern, erfahrenen Gärtnern oder einem Gartengestalter zu nehmen.

Und: Bei den ersten gärtnerischen Schritten können Bücher – wie auch unser neues, großes „Biogarten-Buch“ (Löwenzahn-Verlag) – hilfreich sein. Lassen Sie die anderen im Gartencenter derweil Schlange stehen. Vielleicht wachsen die schönsten Gartenbilder ja zunächst in Ihrem Kopf.

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