Forbes-Liste

Chinas Banken stürmen an die Macht

In der Forbes-Liste der größten Unternehmen der Welt haben zwei chinesische Bankenriesen den US-Ölgiganten ExxonMobil vom Thron gestoßen. Allerdings warnen Experten vor einer Finanzblase im asiatischen Boom-Land.

Washington –Chinas Vormarsch in der Weltwirtschaft hat sich auch in der Rangliste der größten und damit mächtigsten Unternehmen der Welt niedergeschlagen. Die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) ist laut dem US-Magazin Forbes das größte Unternehmen der Welt. Dahinter folgt ein weiterer chinesischer Finanzkonzern: Die China Construction Bank schaffte den Sprung von Platz 13 auf Rang zwei. Auf Rang drei folgt mit JPMorgan Chase ein weiterer Riese in der internationalen Finanzbranche. Die Rangliste wurde auf Grundlage von Umsatz, Gewinn, Vermögenswerten und Marktkapitalisierung erstellt. Die chinesische ICBC-Bank setzt etwa 135 Mrd. Dollar um, schrieb 37,8 Mrd. Gewinn und hat eine Marktkapitalisierung (Börsenwert) von rund 237 Mrd. Dollar.

Auf Platz vier der Forbes-Liste rangiert US-Mischkonzern General Electric, der mit GE Jenbacher eine Gasmotoren-Tochter in Tirol unterhält. Der US-Erdölkonzern ExxonMobil, bisher Nummer eins, fiel auf Rang fünf zurück. Generell werden die Top Ten der Liste von Finanzkonzernen, Gas- und Ölmultis dominiert (siehe Grafik). US-Computerriese Apple kommt auf Position 15, hinter der Volkswagen-Gruppe (14.).

Von 2000 aufgelisteten Unternehmen stammen 543 (+19) aus den USA. Japan bleibt mit 251 Firmen (-7) auf dem zweiten Rang. China ist mit 136 Unternehmen wie im vergangenen Jahr die Nummer drei.

Den Aufstieg der chinesischen Bankenriesen erklärt das Forbes-Magazin mit dem zweistelligen Wachstum ihrer Umsätze und Gewinne. Auf Platz acht und Platz elf finden sich mit der Agricultural Bank of China bzw. mit der Bank of China zwei weitere Finanz­institute aus dem Reich der Mitte.

Allerdings wird schon länger befürchtet, dass sich in China eine mögliche Kredit- und Finanzblase aufpumpt. Denn vor allem Schattenbanken spielen eine undurchschaubare Rolle. Treuhandfonds etwa verwalten 7,5 Bill. Yuan – achtmal mehr als vor fünf Jahren. Banken benutzen solche Fonds wie eine ausgelagerte Kreditabteilung und schleusen so Kapital an Büchern und offiziellen Quoten vorbei. Die Ratingagentur Fitch hat China vor den Gefahren des undurchsichtigen Bankensektors für die Staatsfinanzen gewarnt.

Es gebe große Sorge über die massive Ausweitung des Schattenbankenwesens und die schwer zu durchschauende Kreditaufnahme lokaler Stellen. Eine Krise auf dem grauen Finanzmarkt könnte das Bankensystem infizieren. Auch Chinas ehemaliger Ministerpräsident Wen Jiabao sprach kürzlich von „potenziellen Risiken im Finanzsektor“. Der Chef der Bank of China, Xiao Gang, warnt ebenfalls schon seit Längerem vor einem „Ponzi Scheme“ – einem Schneeballsystem oder Pyramidenspiel, das auch leicht wieder in sich zusammenbrechen kann. (TT, APA, dpa)

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