Geht es SVP wie Tiroler VP? Abspaltung steht im Raum

Südtirols Volkspartei kürt Sonntag Spitzenkandidaten für Landtagswahl. Ge-rüchte über neue Partei überschatten Duell Kompatscher gegen Pichler Rolle.

Von Peter Nindler

Innsbruck –Am Ende der Ära von LH Luis Durnwalder steht die Südtiroler Volkspartei (SVP) am Anfang. Am kommenden Sonntag wird nach heftigen innerparteilichen Turbulenzen der SVP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 27. Oktober gewählt. 52.000 Mitglieder küren damit wohl auch schon den legitimen Nachfolger von Luis Durnwalder, der nach 24 Jahren im Amt nicht mehr kandidiert. Umfragen sagen der SVP erstmals nach 1945 den Verlust der absoluten Mehrheit im Landtag voraus, 2008 reichten noch 48,1 Prozent für 18 Mandate im 35-köpfigen Landtag.

Eigentlich sollte die Basiswahl Aufbruch vermitteln, doch der Kampf der Kronprinzen erschütterte in den vergangenen Wochen die Edelweiß-Partei. SVP-Chef Richard Theiner zog seine Kandidatur zurück, Sonntag bewerben sich LR Elmar Pichler Rolle (53) und Gemeindeverbandspräsident Arno Kompatscher (41) um die Durnwalder-Nachfolge.

Überschattet wird das Basisvotum von steigender Unzufriedenheit in der Partei. Zuletzt wurde Durnwalder und Co. vorgeworfen, immer abgehobener zu agieren, der Vergabeskandal rund um den Landesenergieversorger SEL wird zwar nicht direkt Durnwalder angelastet, doch indirekt macht man ihn dafür verantwortlich. Der ehemalige Energielandesrat Michl Laimer musste im Vorjahr zurücktreten. Kompatscher möchte deshalb die „Seilschaften und Lobbys“ eindämmen, Pichler Rolle gilt hingegen als ausgefuchster Parteigänger.

So richtig glücklich ist in der Parteiführung auch niemand mit der Vorwahl. Durnwalder selbst äußerte sich mehrmals kritisch darüber. Der ehemalige Parteiobmann Siegfried Brugger, der im Februar nicht mehr für das Parlament in Rom kandidiert hat, weil die SVP ein strategisches Bündnis mit der Linkspartei eingegangen ist, beklagte in einem Interview mit den Dolomiten ein Unwohlsein. „Weil sich die SVP seit zwei, drei Jahren nur mit sich selbst beschäftigt. Es geht doch nur mehr darum, wie man Durnwalder beerbt.“

Nicht mehr ausgeschlossen wird eine Parteispaltung wie in Tirol. Brugger könnte die Speerspitze einer neuen bürgerlichen Partei in Südtirol sein. Innerhalb und außerhalb der Partei wird über Alternativen nachgedacht. Wenngleich Brugger selbst abwinkt, brodelt es in Südtirols Wirtschaftskreisen. Mit einer bürgerlichen Wirtschaftspartei könnte der SVP im Herbst Konkurrenz aus dem eigenen Haus heraus erwachsen.

Noch wird dieses Szenario nicht ernst genommen, aber Parteiinsider befürchten nach der Basiswahl, in die Arno Kompatscher als haushoher Favorit geht, eine Spaltung der Partei. Ob Kompatscher danach auch Durnwalder als Landeshauptmann beerben wird, entscheidet sich am 27. Oktober an der Wahlurne und bei der Landeshauptmannwahl in der konstituierenden Landtagssitzung.

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