Nachwuchs-Architekten gestalten ihre Schule mit

In der Volksschule Angedair wurden gestern „Lieblings-Plätze“ gesucht. Die Schüler dürfen dort bei der bevorstehenden Sanierung mitreden.

Von Matthias Reichle

Landeck –Die fünf „Raumforscherinnen“ bewegen sich annähernd in Lichtgeschwindigkeit. Dabei sollen Laura, Hannah, Selma, Marie und Kübra gar nicht den unendlichen Weltraum, sondern die Volksschule Angedair erkunden. Bewaffnet mit Fotoapparat und Schreibzeug sausten sie gestern durch das alte Gemäuer, um ihre Lieblingsplätze zu dokumentieren: den Tischfußballtisch im Parterre, die Sprossenwand im Turnsaal, die Sitzbank vor einem Plakat, das die Klasse gestaltet hat.

Der „Religionsraum“ ist für Jakob das Highlight – auch er ein echter „Raumforscher“: „Weil man dort mehr redet als schreibt.“ Die Kinder suchten auch die „Nicht-so-gerne-Plätze“ auf. Das Klo – ein „stiller und unheimlicher“ Ort, kam bei der Gruppe, mit der er unterwegs war, nicht gut weg. Mit Jakob, Erdal und Tunahan klappert er den textilen Werkraum („Ich mag nicht stricken“) und die Wiese vor der Schule ab („Da wächst kein Gras“). Den Musikraum findet Lisa „bequem und warm“. Carl mag den Turnsaal, auch wenn der größer sein könnte.

Der Grund für den außergewöhnlichen Schultag ist die geplante Sanierung der 110 Jahre alten Volksschule – der größten im Bezirk Landeck, mit 190 Kindern und 10 Klassen. Und dazu werden nicht nur Vertreter der Stadt, Vereine und die Lehrer gefragt. Die beiden Mediatoren Franz Ryznar und Jasmin Lederer wollten auch von den Schülern wissen, was ihnen wichtig ist – und die nahmen ihre Rolle ernst und entwickelten eine Menge Fantasie. „Kinder suchen Nischen, wo man sich verstecken kann“, „Plätze zum Wohlfühlen, Entspannen und Konzentrieren“, weiß der Architekt aus Erfahrung. Auch dass die Schüler immer lieber in Kleingruppen diskutieren und arbeiten, lasse wichtige Rückschlüsse auf Formen des Lehrens und Lernens zu. „Der Lieblingsplatz ist übrigens überwiegend nicht im Gebäude. Das heißt, man müsste Schule ganz anders gestalten“, so Ryznar. Für Direktorin Daniela Lehmann ist der Lieblingsplatz „wo Leben ist, wo es bunt zugeht“. Ihr „Nicht-so-gerne-Platz“ sind die engen Gänge in der Volksschule Angedair.