IWF-Chefin Lagarde muss im Mai vor Gericht aussagen
IWF-Chefin Christine Lagarde soll wegen möglicher Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Mittel von der französischen Justiz vernommen werden.
Paris – Der Anwalt von IWF-Chefin Christine Lagarde hat am Donnerstag Medienberichte bestätigt, wonach die ehemalige französische Innenministerin Ende Mai in Frankreich zur Tapie-Affäre vernommen werden soll. „Frau Lagarde wird so endlich die Gelegenheit haben, der Justiz jene Erklärungen und Präzisierungen zu liefern, die sie von jeglicher strafrechtlichen Verantwortung entbinden werden“, so Yves Repiquet. Der 57-Jährigen wird Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Mittel vorgeworfen.
In der Tapie-Affäre geht es um den Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers Adidas an die französische Bank Crédit Lyonnais im Jahr 1993. Der Unternehmer Bernard Tapie hatte der verstaatlichten Bank vorgeworfen, ihn beim Verkauf des Unternehmens übervorteilt zu haben, und auf Entschädigung geklagt. Nach jahrelangem Rechtsstreit zwischen dem Geschäftsmann und der Bank beauftragte die damalige Finanzministerin Lagarde 2007 ein Schiedsgericht, den Fall zu lösen. Tapie bekam daraufhin Schadenersatz in Höhe von 285 Millionen Euro - mit Zinsen sogar 400 Millionen Euro - zugesprochen.
Lagarde hätte dieses Verfahren nicht zulassen dürfen, begründeten Verfahrens-Initiatoren wie der mittlerweile pensionierte Staatsanwalt Jean-Louis Nadal ihre Ermittlungen. Zudem habe die damalige Ministerin entgegen der Empfehlungen von Experten keinen Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Tapie hatte im Präsidentschaftswahlkampf 2007 Nicolas Sarkozy unterstützt, in dessen Regierung Lagarde dann saß.
Gegen Lagarde waren bereits im August 2011 im Zusammenhang mit den umstrittenen Entschädigungszahlungen aus Staatsgeldern an Tapie Ermittlungen eingeleitet worden, wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt als IWF-Chefin. Lagarde weist jegliches Fehlverhalten von sich. Im vergangenen Monat durchsuchte die Polizei ihre Wohnräume in Paris. Der IWF sprach Lagarde kurz darauf das Vertrauen aus. Am Mittwoch wollte sich der IWF nicht zu den jüngsten Entwicklungen äußern. (APA/AFP/dpa)