Einmaleins für die Zukunft
Lehrlinge sind in Tirol mehr als gefragt. Im März kamen auf einen Lehrstellensuchenden zwei Stellen. Doch es hapert beim Grundschulstoff.
Von Sabine Strobl
Innsbruck –Unabhängig von ihrer Größe bemühen sich die Tiroler Betriebe um Lehrlinge. Sie gehen an Schulen, stellen sich Fragerunden zur Verfügung und bieten berufspraktische Tage an. Künftige Fachkräfte sind in Tirol infolge der demographischen Entwicklung umworben, bestätigt auch das Arbeitsmarktservice. Gleichzeitig werden die Qualifikationen der Jugendlichen zum Problem. Und das nicht erst bei der Abschlussprüfung, die über ein Sechstel nicht besteht.
Joseph Gärtner, Optiker und Tiroler Innungsmeister der Gesundheitsberufe, meint gegenüber der TT: „Die Eintrittsqualifikation der Lehrlinge hat schwer nachgelassen.“ Seit Form und Disziplin in der Schule nicht mehr bewertet würden, „herrscht ein eklatanter Abfall an Genauigkeit“. Oft täten sich Jugendliche schwer, einen Bestellschein auszufüllen, und vergäßen aufs Grüßen.
12.525 Lehrlinge waren 2012 in Tirol gemeldet. Schüler der ersten Leistungsgruppe finden leicht eine Ausbildungsstelle. Die anderen sehen sich mit zahlreichen – auch sozialen – Problemen konfrontiert. Laut Ausbildnern hapert es beim Grundschulstoff. Die Situation sei für beide Seiten belastend, sagt Georg Steixner, Innungsvertreter der Gewerbe- und Handwerksberufe. „Wenn sich junge Leute im Lesen, Rechnen und Schreiben schwertun, dann passiert das schon in der Volksschule. Man weiß, dass diese Defizite schwer aufholbar sind. Man muss in allen Bildungsbereichen Akzente setzen.“ Er rät auch zu einer Schnupperlehre.
Studien zeigen es immer wieder: Je besser die Bildung, desto größer ist die Chance auf eine stabile Beschäftigung. Hilfsjobs führen dagegen oft in eine unsichere Zukunft. Das AMS hat mit Lehrwerkstätten als Vorstufe zur Lehre reagiert. „Jammern bringt nichts“, sagt Herbert Unterlechner, Direktor der Berufsschule für Handel und Büro in Innsbruck. Die Schule setzt vermehrt auf die gezielte Vermittlung von Schlüsselqualifikationen. So werden beispielsweise verschiedenste Aufgaben im Verkauf durchgespielt. Dafür wurde die Schulzeit um über 200 Stunden erhöht. Unterlechner verweist darauf, dass Jugendliche mit Lehre bei der Bezahlung mit Maturanten gleichziehen.