„Wir sind eine heiße Option für die Regierung“
Mit den Grünen ist der Zusammenschluss der Skigebiete Schlick und Axamer Lizum nicht verhandelbar, sagt Spitzenkandidatin Ingrid Felipe.
Frau Felipe, Sie drängen in die Landesregierung. Ist Ihnen die Oppositionsbank bereits zu hart geworden?
Ingrid Felipe: Nein, ich sitze erst seit einem Jahr im Landtag und habe kein Problem mit der Oppositionsarbeit.
Aber Sie könnten sich auch vorstellen, nach der Wahl mit der ÖVP zu regieren?
Felipe: Aber nicht als Zwergenpartei in einer Koalition mit der ÖVP. Das wäre wenig produktiv. Es reicht nicht aus, die Grünen nett zu finden, man muss uns wählen.
Mit welcher Partei ist die Schnittmenge am größten?
Felipe: In Umwelt- und Naturschutzfragen ist das sicher schwierig, aber am ehesten mit Fritz Gurgiser. VP, SP und Vorwärts sind beim Umweltschutz eher schwach auf der Brust. Nach der Wahl müssen wir die Inhalte verhandeln.
Auch über die von den Touristikern und der ÖVP geforderte Verbindung Schlick–Axamer Lizum?
Felipe: Die ist mit den Grünen nicht verhandelbar, das Ruhegebiet Kalkkögel in den Stubaier Alpen darf nicht angetastet werden. Uns geht es um den Erhalt der Lebensgrundlagen, am 28. April findet darüber eine Volksabstimmung statt. Die Bevölkerung hat die Wahl zwischen den Grünen, die sich zum Schutz des Landes bekennen, oder den anderen Parteien.
Werden Sie am 29. April noch mit VP-Chef LH Günther Platter eine mögliche Koalition verhandeln?
Felipe: Ich persönlich glaube es nicht. Aber die Frage müssen Sie der ÖVP stellen. Sie wird wissen, wo ihre und Platters Schmerzgrenzen liegen.
Und wo liegt Ihre?
Felipe: Ich gehe in die Landtagswahl, um das beste Wahlergebnis aller Zeiten für die Grünen zu erreichen.
Das wären dann knapp 16 Prozent.
Felipe: Natürlich ist das ein hohes Ziel. Sollte es nicht so ausgehen wie erhofft, werden wir das intern besprechen. Ich werde die Politik aber sicher nicht gänzlich verlassen. Ich stehle mich auch nicht aus der Verantwortung.
Könnte sich erstmals eine Regierung gegen die ÖVP ausgehen?
Felipe: Es wäre gut für das Land, wenn nach der Wahl mehrere Koalitionsoptionen zur Bildung einer Regierung möglich wären. Insgesamt hängt diese Frage vom Mut der Tiroler ab, die angestammten Pfade zu verlassen.
Die Grünen sind basisorientiert. Ist das Regieren da nicht schwierig?
Felipe: Das sehe ich nicht so, denn zuerst verhandeln wird Inhalte. Die sind mit der Basis abgestimmt und gemeinsam entwickelt worden. Es ist gut, die Basis hinter dem Programm zu wissen. Die besten Beispiele sind Oberösterreich, Kärnten, Wien oder Innsbruck, wo wir mitregieren.
Aber Macht bzw. Regierungsverantwortung kann ja auch verführen.
Felipe: Nicht bei uns, weil wir der Basis stets Rede und Antwort stehen müssen. Deshalb können wir dem Fieber der Macht nicht erliegen.
Die Grünen haben sich klar auf ihre Kernbotschaft konzentriert. Tirol soll grün bleiben. Warum?
Felipe: Es benötigt endlich ein Umdenken in der Umweltpolitik hin zu einem ressourcenschonenden Umgang mit der Natur.
Skigebietserweiterungen oder der Ausbau der Wasserkraft dürften deshalb Knackpunkte bei den Regierungsverhandlungen sein.
Felipe: Darauf habe ich eine einfache Antwort. Die Politik muss sich endlich einmal an Grundsätze und ihre Leitlinien halten. Es braucht unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfungen, die Politik darf nicht im Nachhinein hineinregieren.
Ist die Erweiterung der Kraftwerke Kaunertal und Sellrain-Silz für die Grünen vorstellbar?
Felipe: Sellrain-Silz könnte machbar sein, wenngleich das Projekt noch zu optimieren ist. Die Erweiterung des Kaunertal-Kraftwerks kann ich mir nicht vorstellen.
Sie fordern auch die Einführung von Tempo 100 auf der Inntalautobahn. Haben Sie den Lufthunderter selbst schon einmal ignoriert?
Felipe: Wahrscheinlich, weil mein Auto keinen Tempomaten hat. Aber nicht absichtlich und nur ganz gering. Ich stehe auch zu meinen Fehlern. Den permanenten Lufthunderter benötigt es, damit wir wieder das sektorale Lkw-Fahrverbot bekommen und die Müll- und Schrott-Lkw von der Straße verbannen können.
Georg Willi scheidet nach 20 Jahren aus dem Landtag aus. Wollen Sie auch so lange dort bleiben?
Felipe: Das habe ich nicht vor. Es ist immer gut, wenn man sich weiterentwickelt. Deshalb kandidiert Georg Willi jetzt für den Nationalrat.
Das Gespräch führte Peter Nindler