Natur

Almbauern: Stimmung gereizt

Der Groll von Tirols Almbauern ist groß: Zwei erzählen, warum sie sich vom System betrogen fühlen. Klagen und Almschließungen drohen.

Von Liane Pircher, Elke Ruß

Gaistal, Kundl –„Dass wir Bauern rückwirkend bezahlen sollen, wo wir alle Richtlinien eingehalten haben, geht keinem in den Kopf“, sagt Klaus Scharmer. Er ist Almmeister und als Obmann für 12 Auftreiber zuständig, die allein im Vorjahr 250 Stück Vieh auf die Feldern- alm im Gaistal brachten. „Schauen’s, das ist der Almprüfbericht aus dem Jahre 2004 – alles von der AMA abgenommen, einen ganzen Tag, von 8 bis 17 Uhr, war ein Prüfer auf der Alm.“ Scharmer deutet auf die Unterschrift. Damals wurden 293,37 Hektar Futterfläche von der AMA bestätigt, die im Jahr 2007 bzw. 2010 auf 260, dann auf 220 Hektar korrigiert wurden – aufgrund besserer Luftaufnahmen. In Wien auf dem Bildschirm sind nun die Futterflächen auf 139 Hektar geschrumpft. Wie viele andere Bauern ist er sauer, dass es so aussehe, als ob diese betrogen hätten: „Wir können nichts dafür.“ Wenn es zu keinem Kompromiss komme, werde es eine Lawine an Sammelklagen geben, außerdem würden es dann viele, vor allem kleine Bauern, lassen, ist Scharmer sicher.

Georg Eder sitzt in seiner Stube in Kundl und zeigt Fotos von der Honigkaseralpe in der Wildschönau. Die Bilder sind teils so unscharf wie die Almflächen, um deren Größe jetzt gestritten wird: „Hier ist beste Fläche, aber es sind ein paar Steine drin“, sagt er. „Wie viele Prozent Weide sind das?“ Ein anderes Bild zeigt Schotterrinnen am Hochleger, dazwischen weiden Jungtiere: „Da haben wir 30 Prozent angegeben – sind das jetzt noch 0 oder 20? Wie kann man das bei der AMA in Wien auf einem Bildschirm beurteilen?“, fragt Eder. Er meint, dass dies nur mit Vor-Ort-Kontrollen“ möglich wäre. Auf die Gemeinschaftsalm treiben zehn Bauern rund 165 Rinder auf. „Laut Grundbuchauszug hat sie 345 Hektar, auf 300 ist sie eingestuft worden.“ Bei AMA-Kontrollen 2000 und 2004 habe das gepasst. „2007 haben wir freiwillig auf 210 Hektar reduziert, weil ein bisschen Waldweide und Steilgebiete dabei sind“, sagt Eder. Doch jetzt sollen es nur mehr 146 Hek­tar „Almfutterfläche“ sein. Der Halter von 45 Rindern führt den Hof im Nebenerwerb. Doch die 12.053 Euro Förderung, die im Vorjahr ausblieben, tun weh: „Ich habe Kälber-Iglus angeschafft und eine Überdachung.“ Weitere 5000 Euro Verlust drohen durch Rückzahlungen – und für heuer sei alles unklar: „Wir haben keine Planungssicherheit“.

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