Jagd nach politischer Wirklichkeit mit Spaßfaktor
Am Montag geht in der Kulturbäckerei der dritte „Jagdclub“ auf Sendung. Vertreter der zur Landtagswahl antretenden Parteien müssen sich den kritischen Fragen des Publikums stellen. Initiator und Moderator Florian Rudig sprach mit TT Online über Hürden, Motivation und neue Möbel für‘s Studio.
TT Online: Wie seid ihr auf den Namen „Jagdclub“ gekommen?
Florian Rudig: Jagdeinladungen sind bei unseren Politikern ja gern gesehen. Da lässt sich‘s gut reden mit den Leuten. Wir selbst jagen jedoch „nur“ die politische Moral, den Anstand in der Politik. Wir haben genug von Seil- und Jagdgesellschaften, die sich‘s auf unsere Kosten richten.
Polit-Talks zur Landtagswahl gibt es inzwischen zuhauf. Warum sollte man gerade eure Sendung ansehen?
Rudig: Weil die Suche nach der politischen Wirklichkeit auch Spaß machen kann. Weil man bei uns die Politiker schon vor der Wahl abwählen kann. Weil bei uns kritische Fragen Pflichtprogramm sind und weil bei uns der Zuseher wirklich Teil der Sendung ist.
Stefan Raab verfolgt mit seiner Sendung „Absolute Mehrheit“ ein ähnliches Konzept mit Zuschauer-Voting. Wie unterscheidet sich euer Format von Raabs Sendung – abgesehen von dem Preisgeld, das es bei Raab zu gewinnen gibt?
Rudig: Bei uns müssen keine Mehrwertnummern gewählt werden, um der eigenen Stimme Ausdruck verleihen zu können. Ein Mausklick genügt, und das Stimmungsbarometer läuft. Und bei uns geht‘s um kein Preisgeld, sondern um die Moral in der Geschichte.
Raab wurde vielfach für eine Verflachung des Polit-Talks kritisiert. Seht ihr diese Gefahr für euer Format auch?
Rudig: Das ist ein schmaler Grat: auf der einen Seite inhaltlich so tiefgründig und klar zu sein, dass sich der Experte wiederfindet und man ernst genommen wird. Auf der anderen Seite so unterhaltsam zu sein, dass auch der „News-Fast-Food-Konsument“ gespannt hängen bleibt. Die ewigen Floskeln, die immer gleichen Fragen, dieses mittelmäßige „wird schon irgendwie gehen“ – ich glaube, der kritische Wähler von heute sucht Griffiges, Direktes, Ehrliches. Das wollen wir versuchen.
Ist es schwer, Gäste für die Sendung zu bekommen? Mit welchen Argumenten überzeugt ihr „schwierige Fälle“?
Rudig: In Zeiten des Wahlkampfs geht‘s leichter. Da will sich niemand eine Ausrede leisten – außer einige spezielle Härtefälle, wie auch diesmal wieder in den Reihen der Machtinhaber. Je mehr Menschen die Sendung mitverfolgen, umso größer wird der Druck auf die eingeladenen Entscheidungsträger, sich kritischen Fragen zu stellen.
Für die Sendung am kommenden Montag haben alle zugesagt, bis auf einen: Landeshauptmann Günther Platter. Es heißt, er habe einen unausweichlichen Termin. Das ist schade, denn wir haben ihm sogar angeboten, die Sendezeit so zu legen, dass er bestimmt Zeit hat.
Die Sendung wirkt ziemlich professionell. Wie viel Arbeit und wie viele Personen stecken dahinter?
Rudig: Das ist auch ein richtiger Großeinsatz: 20 motivierte Jungs und Mädels in der Produktion, eine Live-Band, eine Voting-Crew, Jagdhornbläser, eine Community-Reporterin, sechs Kameras und eine Full-HD-Regie. Unsere Motivation, aktiv etwas gegen einen unanständigen Polit-Stil zu unternehmen, ist derzeit sehr groß. Wir wollen den Politikern unabhängig, kritisch aber professionell gegenüber treten.
Wie lässt sich das finanzieren?
Rudig: Eigentlich gar nicht. So eine Produktion kostet eigentlich weit über 10.000 Euro. Wir finanzieren das alles aus eigener Tasche. Wir haben jedoch das unglaubliche Glück, so viele Profis am Start zu haben, die sich in ihrer Freizeit für die Sache einsetzen und mit vollem Equipment anrauschen. Über ehrlich gemeinte – politisch unabhängige – Spenden würden wir uns aber wirklich freuen.
Warum tut ihr euch das alles überhaupt an?
Rudig: Ganz ehrlich: Das fragen wir uns angesichts des enormen Aufwandes und der Unfreundlichkeit, mit der uns gewisse Politberater behandeln, auch. Aber wenn es uns gelingt, endlich heiße Luft aus der politischen Diskussion raus, und wieder mehr Moral rein zu bekommen, dann laufen wir gerne auch gegen verschlossen geglaubte Türen. Schmerz ist ja keine politische Messgröße, hab‘ ich mir sagen lassen.
In der ersten Sendung im vergangenen Jahr hat sich Rudi Federspiel (jetzt Spitzenkandidat der FPÖ) über die unbequemen Sessel in der Kulturbäckerei beschwert und versprochen, neue zu kaufen. Was wurde daraus?
Rudig: Rudi Federspiel hält Wort, tatsächlich! Da wir als Jagdclub jedoch keine politischen Geschenke annehmen, spendet er die Sessel direkt an die Bäckerei. Die Bäckerei-Crew freut sich sehr über das gehaltene Versprechen.
Politiker haben ein Wahlziel. Was ist euer Sendungsziel?
Rudig: Auf Sendung zu gehen. Ohne Ausfälle und mit Tausenden Votings. Und mit dem frommen Wunsch, dass irgendjemand da draußen sagt: Das taugt, das ist was Ehrliches und Sinnvolles.
Die Fragen stellten Magdalena Ennemoser und Silvana Resch.