Wirtschaftspolitik

In staatsnahen Betrieben holen Frauen langsam auf

Deutschland streitet über Quoten für Frauen in Aufsichtsräten. Die EU will eine Zwangsregelung. Deutliche Steigerung in Österreich und in Tirol.

Berlin, Wien, Innsbruck –Normalerweise erreicht das Stichwort „Frauenquote“ um den 8. März die höchste Zirkulation. An diesem Weltfrauentag wird alljährlich mit Verve verlangt, von Männern und Frauen gleichermaßen, dass Letztere auf dem steinigen Weg der Gleichberechtigung besser vorankommen. Frauen sollen verstärkt Führungspositionen bekleiden. Notfalls sollen gesetzlich fixierte Quoten dafür sorgen.

Die Rufe des heurigen Frauentages sind kaum verhallt, da erlebt Deutschland, mit der Wahl im Herbst nicht mehr fern, eine Neuauflage der Quotendebatte. Der Bundestag in Berlin lehnte jüngst mit den Stimmen der CDU-FDP-Koalition einen Gesetzesantrag der Opposition ab. Darin war folgende Frauenquote für Aufsichtsräte börsenotierter Unternehmen vorgesehen: 20 Prozent Frauenanteil ab 2018 und 40 Prozent ab 2023.

Kanzlerin Angela Merkel war innerparteilich gehörig unter Druck. Prominente Parteikolleginnen wie Arbeitsministerin Ursula von der Leyen hatten Bereitschaft bekundet, für den Antrag zu stimmen.

Merkel vereitelte das Gesetz durch einen Kunstgriff. Sie versprach, dass die CDU und ihre bayerische Schwesterpartei CSU ab 2020 einen Passus im Wahlprogramm verankern, wonach in Aufsichtsräten ein Frauenanteil von 30 Prozent gelten soll.

Gut möglich, dass Merkel bis dahin von der EU-Kommission überrundet wird. Diese hat nämlich schon einen Richtlinienentwurf beschlossen, der bis zum Jahr 2020 einen Frauenanteil von 40 Prozent in den Aufsichtsräten vorsieht. Justizkommissarin Viviane Reding will diesen auch gegen deutsche Widerstände im EU-Parlament und im Ministerrat durchsetzen.

Reding weiß die Fakten auf ihrer Seite. Diese belegen klar, dass Frauen in höchsten Posten deutlich unterrepräsentiert sind. In öffentlichen Unternehmen holen Frauen zwar langsam auf. Hier kann die Politik leichter eingreifen. In der Privatwirtschaft ist die Luft für Frauen ganz oben aber besonders dünn.

Österreich bildet da keine Ausnahme. In den staatsnahen Unternehmen der Alpenrepublik kletterte der Frauenanteil in den Aufsichtsräten im Vorjahr auf 33 Prozent, ein Plus von sieben Prozent.

Die Bundesregierung hat ihr Zwischenziel, den Frauenanteil bis Ende 2013 auf 25 Prozent zu erhöhen, damit schon erreicht. Kein Wunder, dass die Politik darob frohlockt. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek wertet die Steigerung als Indiz einer „Vorreiterrolle Österreichs“.

Das Land Tirol kann mit dem Bund bei der Frauenquote nicht ganz mithalten. 23,5 Prozent Aufsichtsrätinnen verzeichnen die hiesigen Landesunternehmen. Aber immerhin: Damit hat sich die Tiroler Quote in den letzten Jahren verdreifacht.

In der Privatwirtschaft sind die Zahlen weniger berauschend. In Österreichs 200 Top-Unternehmen liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten laut einer AK-Erhebung bei 13,5 Prozent. In den Chefetagen werken gar nur 5,6 Prozent Frauen. (mark, APA)

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