Kein Platz für Kinder in Krisen
Kinder mit psychischen Problemen werden im Ausland oder in anderen Bundesländern betreut, weil in Tirol Plätze fehlen.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Schon mehrmals haben Jugendwohlfahrt und die Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser Alarm geschlagen: Immer mehr Kinder würden psychiatrische und psychotherapeutische Betreuung brauchen. Betroffen seien Kinder ab sechs Jahren. Der Bedarf steige, das Angebot reiche bei weitem nicht aus. Für Kinder und Jugendliche mit Krisen fehle es an Betreuungsangeboten, stationär wie ambulant.
Die Liste Fritz hat daraufhin letztes Jahr einen Antrag im Landtag eingebracht. Es brauche eine Bedarfserhebung. Der Antrag wurde ausgesetzt, bis ein Bericht der Sozialabteilung zum Thema vorliege. Ebendieser ist jetzt da und hat es in sich:
Es bestehe eine vermehrte Nachfrage nach qualifizierten Einrichtungen für Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren, die eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung benötigen. Die Zahl der Kinder ab sechs Jahren mit zeitweiliger massiver Selbst- und Fremdgefährdung sei gestiegen. Herkömmliche sozialpädagogische Einrichtungen seien mit diesen Klienten überfordert. Mehrfach habe man im letzten Jahr für Kinder ab drei Jahren keine Pflegeeltern gefunden. Geschwister könnten nicht gemeinsam untergebracht werden. Die Folge, auch das ist dem Bericht zu entnehmen: In den letzten Monaten seien vermehrt Kinder in anderen Bundesländern oder im Ausland untergebracht worden. 2011 wurden insgesamt 742 Kinder und Jugendliche stationär betreut, ein erheblicher Teil davon nicht in Tirol.
„Das ist ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz. Es könne nicht sein, „dass Kindern und Jugendlichen mit erheblichen Problemlagen keine ausreichende Betreuung gewährleistet werden kann“.
Man habe zwar in den vergangenen Jahren vereinzelt zusätzliche Plätze geschaffen, heißt es aus der Sozialabteilung. Da der Bedarf steige und es an Angeboten fehle, habe man in andere Bundesländer oder ins Ausland ausweichen müssen.
Haselwanter-Schneider ärgert, „dass die Landesregierung so lange nichts getan hat und der Sozialausschuss den Antrag ausgesetzt hat“. Ihrer Meinung nach braucht es eine Sozialplanung mit den im Arbeitskreis Jugendwohlfahrt vertretenen Einrichtungen.