Klettersteig-Set riss: Hersteller laut Staatsanwaltschaft schuldlos
Im August letzten Jahres war ein 17-jähriger Kletteranfänger in Walchsee tödlich verunglückt, nachdem sein Klettersteig-Set riss. Nun sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Innsbruck zu dem Fall beendet.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck, Walchsee – Ein 32-jähriger Kletterer aus Deutschland und sein 17-jähriger Begleiter waren letzten August in der Direttissima der Ottenalm im Gemeindegebiet von Walchsee unterwegs gewesen. Schon nach 100 Höhenmetern verließen den 17-Jährigen die Kräfte und er stürzte etwa drei Meter tief bis zur nächsten Seilverankerung.
Aus damals noch unbekannter Ursache rissen am Ankerpunkt beide Schlauchbänder des Klettersteigsets, worauf der junge Mann 100 Meter über senkrechte Felsen abstürzte und noch am Unfallort verstarb.
Intensive Untersuchungen führten dann zu einem schockierenden Ergebnis: Viele damals noch moderne Klettersteigsets mit elastischen „Ästen“ (Lastarmen) mussten nach Tests als potenziell mangelhaft beurteilt werden. Deren „Äste“ verbanden den am Gurt befestigten Fangstoßdämpfer mit zwei Karabinern, die im Stahlseil des Klettersteigs zur Absturzsicherung eingehängt werden. Die Alpenvereine aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol riefen daher Kletterer auf, bestimmte Modelle nicht mehr zu benutzen.
Eine Rückrufserie, wie sie die Kletterausrüstungsbranche noch nie erlebt hatte, folgte.
Jetzt wurde zum tödlichen Kletterunfall von der Innsbrucker Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Und zwar nicht gegen den Hersteller des Klettersets, sondern gegen den 32-jährigen Deutschen. „Der Mann ist wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen angeklagt. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft“, bestätigte dazu Staatsanwalt Hansjörg Mayr der TT.
Demnach habe der 32-Jährige den völlig unerfahrenen 17-Jährigen dazu überredet, mit ihm den Klettersteig zu begehen, obwohl dessen Können keinesfalls angemessen war. Dazu habe der Angeklagte es unterlassen, den 17-Jährigen auf dem als „schwer“ gekennzeichneten Klettersteig zu sichern. Laut Staatsanwalt Mayr wurde der Prozess gegen den Deutschen am Landesgericht bereits auf den 5. Juni anberaumt.
Den Hersteller des Klettersets traf hingegen keine Schuld. Die Ursache der Materialermüdung war eine Verwebung von elastischen und tragenden Fasern aus Polyamid, die durch häufigen Gebrauch zu überproportionaler Festigkeitsabnahme führte. Das galt in der Fachwelt bis zum Unfall als unmöglich.