Landespolitik

Tests statt Parteibuch für Jobs in Aufsichtsräten

Fritz Gurgiser tritt mit einer kleinen Liste im Bezirk an.Foto: Murauer

Vorwärts-Spitzenkandidat Hans Lindenberger will keine Wunschkoalition nennen, nur eines: Mit Günther Platter geht es nicht.

Hat die Personaldiskussion – wer wird LH-Kandidat – der Partei geschadet?

Lindenberger: Es war für mich nicht das Thema, ob Anna oder Hans (gemeint ist Anna Hosp, Anm.), sondern ob man überhaupt eine solche Ansage machen soll. Die Bezirkskandidaten haben sich dafür ausgesprochen. Deshalb stehe ich auch dazu.

Was hat Sie dazu bewogen, den Job des Spitzenkandidaten doch nicht hinzuschmeißen?

Lindenberger: Ich glaube, ich habe mit meiner Entscheidung, das nicht zu tun, klar bewiesen, dass es mir nicht um einen Job gegangen ist.

Dann hat also die Diskussion genützt?

Lindenberger: Ich kann das nicht beurteilen. Ich bin nicht der Oberstratege.

Vorwärts will zweistellig und Zweiter werden. Gibt es eine Koalitionsvariante, die Sie favorisieren?

Lindenberger: Wir wollen jetzt erst einmal die Wahl abwarten, dann wird man weitersehen.

Jetzt haben sich Ihre Mitbegründerinnen Christine Oppitz-Plörer und Anna Hosp festgelegt, dass Vorwärts mit LH Platter sicher nicht koalieren wird. Sehen Sie das gleich?

Lindenberger: Das ist eine Entscheidung, die von der gesamten Bewegung und nicht nur von zwei Personen getroffen wurde.

Den beiden Frauen werden Rachegelüste gegenüber LH Platter und auch Alt-LH van Staa nachgesagt. Also müssten beide weg sein, damit Vorwärts mit der ÖVP kann?

Lindenberger: Was Platter betrifft, war das die Ansage. Ich kann diesen Eindruck, dass es um Rache geht, nicht teilen. Allein der Zulauf von mehr als 100 Kandidaten, zeigt mir, dass der Veränderungswille nicht auf ein, zwei Personen bezogen ist.

Was passiert denn, wenn Vorwärts nicht mitregiert. Ziehen Sie dann in den Landtag ein?

Lindenberger: Wenn ich ein Mandat erhalte. Selbstverständlich.

Sie sind Spitzenkandidat und Listenerster. Anna Hosp wird nachgesagt, keine Ambitionen zu haben, im Landtag zu sitzen. Ist sie deshalb erst auf Platz 6 gereiht?

Lindenberger: Ich weiß nicht, wie die Wahl ausgeht. Wenn wir ein gutes Ergebnis haben, dann wird sich das ausgehen, dass Anna Hosp in den Landtag kommt.

Offensichtlich ist es schwer, parteiintern eine Linie zu finden. Die Gesamtschule steht zwar im Parteiprogramm, aber dann ruderte man zurück. Warum?

Lindenberger: Es steht drinnen, dass unter den derzeitigen Rahmenbedingungen eine Gesamtschule nicht realisierbar ist.

Als die ÖVP die Gesamtschule aufs Tapet gebracht hat, hat Bürgermeisterin Oppitz-Plörer Innsbruck als Modellregion ins Spiel gebracht. Und jetzt will man nicht einmal mehr über die Gesamtschule reden?

Lindenberger: Es wird sicherlich landes- und bundespolitisch ein Thema sein, die gesamte Bildungspolitik weiterzuentwickeln.

Es gibt neben der Bildung weitere Themen mit Zündstoff für Vorwärts. Das Agrarthema beispielsweise oder der Tschirganttunnel. Wie will man denn künftig verhindern, dass der Eindruck entsteht, die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut?

Lindenberger: Als Listenführer hätte ich keine Freude damit, wenn sich jetzt 100 Parteisoldaten gefunden hätten, – nach altem Stil, einer gibt vor und alle quatschen nach. Wir sind eine neue Gruppe, die von Charakter und Meinungen lebt.

Sie sagen immer, Vorwärts will mit dem alten Stil brechen. Mitbegründerin Oppitz-Plörer hat ihre Gemeinderätin Keuschnigg aus einem Aufsichtsrat entfernt, nachdem Frau Keuschnigg für Günther Platter geworben hat.

Lindenberger: Wir haben in unserem Programm ganz klar stehen, dass sich die Politik im wesentlichen aus den landesnahen Gesellschaften entfernen soll. Zumindest sollen Aufsichtsräte ein Bewerbungsverfahren durchlaufen, um sicherzustellen, dass qualifizierte Leute in die Aufsichtsräte kommen und parteipolitische Kriterien keine Rolle spielen.

Sie und auch Anna Hosp waren als Landesräte Teil des politischen Systems. Wie soll das anders werden?

Lindenberger: Ich war drei Jahre Landesrat. Ich habe immer den Spruch geprägt, in der Parteipolitik ist 2 und 2 nicht 4 ist. Jetzt wollen wir befreit von der Parteipolitik entscheiden.

Das Gespräch führte Anita Heubacher

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