Kinderdorfmütter mit Herz in Osttirol dringend gesucht
Vier Mütter oder auch Väter wünscht sich der Leiter des SOS-Kinderdorfes. Zurzeit gibt es in Nußdorf-Debant nur halb so viele.
Von Catharina Oblasser
Nußdorf-Debant –51 Kinder und Jugendliche zwischen einem und 21 Jahren haben im SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant ihr Zuhause. Doch in einer Familiengruppe mit eigener Kinderdorfmutter leben nur rund zehn dieser Burschen und Mädchen. „Wir haben in Nußdorf-Debant zwei solche Familiengruppen mit je einer Kinderdorfmutter und einer Helferin“, schildert Dorfleiter Guido Fuss. „Daneben gibt es vier Kinderwohngruppen, die von Sozialpädagoginnen betreut werden, und eine Jugendgruppe.“
Fuss macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne mehr Mütter oder auch Väter beschäftigen würde. „Die Kinderdorf-Familie ist der Kern unserer Dörfer auf der ganzen Welt, auch in Osttirol“, begründet er. Wünschenswert wäre es, in Nußdorf-Debant statt der jetzigen zwei Mütter insgesamt vier anstellen zu können, sagt Fuss.
Wer sich für ein Leben als Kinderdorfmutter bzw. -vater interessiert, soll in etwa zwischen 24 und 42 Jahre alt sein, sagt Viktor Trager, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer. „Aufs Jahr genau muss das Alter aber nicht stimmen. Wichtiger ist, wie sehr sich jemand insgesamt für diese Tätigkeit eignet.“ Die Ausbildung im Kolleg für Familienpädagogik in Wels dauert zwei bis zweieinhalb Jahre. „Dabei wechseln sich Theorie und Praxis ab“, erklärt Trager. Die vorherige Schul- und Berufsausbildung muss nicht zwangsläufig mit sozialer Tätigkeit zu tun gehabt haben, sagt der Sprecher. „Manche kommen auch aus ganz anderen Berufsfeldern.“
Auch Guido Fuss beurteilt die Eignung eines Kandidaten oder einer Kandidatin nicht nach Zeugnissen und Abschlüssen. „Kinderdorfmutter oder -vater zu sein, ist kein Job, sondern eine Lebensform. Wenn jemand nach fünf Jahren schon wieder etwas anderes machen will, der ist fehl am Platz“, so der Dorfleiter von Nußdorf-Debant. Schließlich bräuchten Kinder dauerhafte Bindungen. Weitere Voraussetzungen sind für Fuss Empathie und große Belastbarkeit. Und das Allerwichtigste: „Man muss mit ganzem Herzen dabei sein.“
Zufrieden ist der Leiter mit der neuen Struktur, die das Osttiroler Kinderdorf seit einem Jahr hat. Es ist kein abgetrenntes Dorf, sondern in einer neu gebauten Wohnsiedlung integriert. „Das hat sich gut bewährt“, so Fuss.