„Kindskopf“ Marko wird jetzt auf Gehorsam gedrillt

Das Fehlen von Genies stimmt ÖFB-Teamchef Koller im „Fall Arnautovic“ milde. Im WM-Quali-Spiel gegen Schweden (7. Juni) soll der Problemboy dabei sein.

Von Hubert Winklbauer

Innsbruck–Mit der Selbstdisziplin, der Selbstbeherrschung, dem einigermaßen eigenkontrollierten Sportlerleben hat es Marko Arnautovic nicht so ganz. Obwohl er schon 24 Jahre alt und Familienvater ist. Er ist möglicherweise eher das, was Jose Mourinho, der von 2009 bis 2010 bei Inter Mailand sein Trainer war, so formulierte: „Er ist ein toller Typ mit der Mentalität eines Kindes.“ Aber wie umgehen mit einem, der 1,92 m groß, von außerordentlichem Talent und von eher kindlichem Gemüt ist?

Das ist nicht nur die große Frage bei Arnautovics Klub Werder Bremen (dort hat der um 6,2 Millionen Euro verpflichtete Österreicher einen Vertrag bis 2014), sondern auch großes Thema im ÖFB-Team, das am 7. Juni in einem richtungsentscheidenden WM-Quali-Spiel in Wien auf Schweden trifft.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller wird ihn einberufen. Das ist fix. Trotz Arnautovics mangelnder Einstellung, seiner erwiesenen Unreife, die er mit seiner nächtlichen Raserei zwei Tage vor einem wichtigen Spiel der Bremer dokumentiert hat. Und trotz der mangelnden Spielpraxis, die sich durch die vereinsinterne Sperre in Bremen erklärt.

Aber Koller kann in einem seiner wichtigsten Spiele in seiner Teamchef-Ära kaum auf einen seiner wichtigsten Spieler verzichten. Andi Herzog, der trotz Krankl, Polster, Prohaska und Herzog in Arnautovic den höchstveranlagten rotweißroten Fußballer der letzten 30 Jahre sieht, bestätigt Koller indirekt: „Wir haben nur wenige, die durch ihr Genie Spiele entscheiden können – er gehört dazu.“

Aber der Marko kann auch ein auf 1,92 Meter verteiltes Mittelmaß sein. Diesen Verdacht hat er in den jüngsten Teameinsätzen erhärtet. Und mittlerweile hat er nicht nur bei Bremen den Ruf, ein „beratungsresistenter Null-Bock- Ösi“ zu sein.

Der mit der Selbstdisziplin auf Kriegsfuß stehende Prob­lemboy ist drauf und dran, seine Karriere zu zerstören. Das Vertrauen in ihn hat er weder bei Bremen noch im Team zur Gänze gerechtfertigt. Möglich, dass der 26-fache Teamspieler Vertrauen mit Schwäche verwechselt. Und dass er insgeheim nach Autoritäten lechzt, nach Gehorsam, nach Unterordnung. Koller will diese „Sehnsucht“ stillen.

Der Teamchef wird ihm im anstehenden Trainingscamp (vom 29. Mai bis 6. Juni) vor dem Schweden-Spiel nicht nur auf die Füße schauen. Stößt Arnautovic austrainiert zum Team, um in den Trainingseinheiten soziale Intelligenz und den Willen zu großen Taten zu zeigen, wird er gegen Schweden nicht nur dabei, sondern mittendrin sein. Das Team bietet ihm die Chance, einiges wiedergutzumachen ­– das müsste doch in seinen Kopf hinein. Auch in einen von kindlicher Mentalität …