Japans Amazon auf Einkaufstour in Europa
1997 als kleine Onlinehandelsplattform gegründet, half Gründer Hiroshi Mikitani einem kleinen Produzentenausgerechnet rohe Eier im Internet zu verkaufen. Was als kleines Startup begann soll 2015 die Weltmarktführung erreichen. tt.com hat mit Rakuten COO Beate Rank in Igls gesprochen.
Kaum jemand in Europa und schon gar nicht in Tirol kennt Rakuten. Wer ist dieser Online-Riese?
Rakuten wurde 1997 von Hiroshi Mikitani in Japan gegründet und ist heute einer der 10 größten Verkaufsplattformen im Internet weltweit. Das Unternehmen notiert mit einem Wert von 15 Milliarden Dollar an der Börse. Was Amazon oder ebay in der westlichen Welt ist, ist Rakuten in Japan.
Womit verdient Rakuten Geld, was macht das Unternehmen im Internet?
Wir verstehen uns als Servicedienstleister, der klein- und mitteltständischen Unternehmen den Handel mit ihren Produkten im Internet möglich macht. Im Unterschied zu anderen Mitbewerbern verkaufen wir dabei keine eigenen Produkte, sondern kümmern uns ausschließlich um den Auftritt unserer rund 14.000 Händler.
Worin liegt das Erfolgsgeheimnis von Rakuten. Warum wächst die Plattform derart rasant?
Hiroshi Mikitani kennt seine Zielgruppe genau und ist zudem ein Visionär. Er arbeitet für seine Händler und anders als viele Plattformen treten die Käufer auf den Rakuten-Plattformen direkt mit dem Fachhändler in Kontakt. Sie kaufen damit direkt vom Spezialisten.
Rakuten ist aber viel mehr: Auf dem Markplatz können Kunden nicht nur Produkte bestellen, sondern beispielsweise auch eine Urlaubsreise buchen. Insgesamt bietet Rakuten in Japan bereits 38 verschiedene Services an, die wir auf dem Marktplatz vereinen. Durch ein Bonus-Punkte-System profitiert der Kunde auch bei anderen Services, die er vielleicht noch nie in Anspruch genommen hat.
Eine Anekdote, die über Rakuten im Internet kursiert, besagt, dass das Unternehmen seine Erfolgsgeschichte mit einem sehr zerbrechlichen Gut gestartet hat – mit dem Handel von rohen Eiern. Stimmt das Gerücht?
Tatsächlich war eines der ersten Produkte, das Mikitani auf seiner Plattform anbot, Frühstückseier eines kleinen Produzenten. Obwohl die Skepsis anfangs groß war, wurden die Eier verschickt und um sicher zu gehen, dass der Kunde auch alle Eier unversehrt erhielt, wurden einfach ein paar Stück dazugelegt. Dieser Händler verkauft auch heute noch auf Rakuten. Sein Absatz ist allerdings auf rund 100 Millionen im Monat angewachsen.
Welchen Stellenwert hat der Onlinehandel in Japan, im Vergleich zu Europa?
Hier gibt es große Unterschiede. Die Entwicklung ist in Japan diesbezüglich bereits sehr weit fortgeschritten und die Umsatzanteilesindim Vergleich zu Europa weit höher. Besonders bemerkenswert ist auch der Anteil, der über Handys getätigten Einkäufe die bereits ein Drittel der Gesamtumsätze ausmachen.
Bis 2015 will Rakuten weltweit die Nummer eins Anlaufstelle für Käufer im Internet werden .Wie will das Unternehmen das erreichen?
Rakuten kauft dazu entsprechende Plattformen im Internet auf. Uns ist bewusst, dass Märkte wie beispielsweise Deutschland oder Österreich anders sind, als jene in Japan. Indem wir lokale Plattformen kaufen, nützten wir deren Wissen über die Gegebenheiten und Gepflogenheiten im jeweiligen Land. So haben wir das beispielsweise bereits in Frankreich, Deutschland, Argentinien oder den USA gemacht.
Die Rakuten-Führungsspitze zu Gast in Tirol? Heißt das, sie sind derzeit auf Shoppingtour in Österreich?
Wir nützen Fachveranstaltungen um mit den Spezialisten in Österreich in Kontakt zu treten. Rakuten Österreich hat bereits 300 Partner-Händler unter Vertrag. Um den Gepflogenheiten des Landes Rechnung tragen zu können, kommen wir hier her. Zudem gibt es Überlegungen, hier in Österreich einen Standort zu errichten.
Rakuten überlegt sich in Österreich niederzulassen? Hier im Westen, in Tirol?
Soweit sind die Planungen noch nicht fortgeschritten.
Das Gespräch führte Uwe Pfefferkorn