Neues Doppel-Referenzsystem soll Libor ersetzen
Der britische Libor und der europäische Euribor sind täglich neu berechnete Referenz-Zinssätze, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen.
London - Nach dem Skandal um die Manipulation international wichtiger Zinssätze soll schnell ein neues Referenzsystem eingeführt werden. Geplant sei ein Doppelsystem, das Umfragedaten und objektive Marktdaten kombiniere, sagte der zuständige britische Finanzaufseher Martin Wheatley der „Financial Times“ vom Montag. Es sei nicht möglich, das bisherige System nach dem Skandal komplett aufzugeben - denn zu viele Verträge beruhten auf dem alten Referenz-Zinssatz Libor.
Der britische Libor und der europäische Euribor sind täglich neu berechnete Referenz-Zinssätze, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen. Zahlreiche große Finanzinstitute haben diese Zinssätze offenbar über Jahre manipuliert. Das kann auch Auswirkungen auf Spareinlagen und Verbraucherkredite haben, die an Libor oder Euribor gekoppelt sind. „Wenn man die Definition ändert, ist es fast sicher, dass immer eine Seite dieser Verträge etwas verlieren und sich dann nicht mehr gebunden fühlen würde“, sagte Wheatley.
Die Banken Barclays, Royal Bank of Scotland und RBS hatten über zwei Mrd. Dollar (über 1,5 Mrd. Euro) gezahlt, um die Ermittlungen in der Zinsaffäre zu beenden. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin bestätigte im Jänner Ermittlungen gegen mehrere Finanzinstitute. Betroffen war unter anderem die Deutsche Bank. Die Vorstände der in den Skandal verwickelten deutschen Banken entlastete die BaFin aber. (APA/AFP)