Neues Coronavirus: droht eine Epidemie wie bei Sars?
Die WHO warnt vor dem Potenzial eines neuen Coronavirus eine Epidemie auslösen zu können. Es soll sich bereits von Mensch zu Mensch ausbreiten können. Eine Sars-ähnliche Epidemie erscheint möglich - doch zum Killervirus taugt der Erreger (noch) nicht.
Innsbruck – Warnungen vor Epidemien, ausgelöst von neuen Viren, wirken oft aufgrund niedriger Fallzahlen stark übertrieben. So auch im Falle eines neuen Coronavirus, das sich offenbar von Mensch zu Mensch verbreiten kann. Neue Fälle in Saudi-Arabien und Frankreich legen diese Fähigkeit nahe, die von Forschern weltweit gefürchtet wird.
Am Montag sprach die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einer „globalen Sorge“. Die konkrete Befürchtung: Das Coronavirus könnte eine Epidemie vergleichbar mit der Sars-Krise vor zehn Jahren entwickeln. Und tatsächlich weisen die wenigen Fakten, die Wissenschaftler bisher zusammentragen konnten auf ein solches Potenzial hin.
Die niedrigen Fallzahlen wirken auf den ersten Blick nicht sonderlich beunruhigend. 18 Menschen starben bisher nachweislich an den Folgen der Viruserkrankung. Aber das bei nur 34 Menschen, bei denen eine Ansteckung festgestellt wurde.
Die meisten Infektionen wurden auf der arabischen Halbinsel registriert, hauptsächlich in Saudi Arabien. Dort soll es – so wie auch im Fall der in Frankreich erkrankten Patienten – hauptsächlich Ansteckungen in Krankenhäusern gegeben haben.
Enger Kontakt über längere Zeiträume nötig
Notwendig ist für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung laut den bisherigen Erkenntnissen ein längerer, enger Kontakt zwischen den Betroffenen. Allerdings erkrankte Anfang des Jahres ein Mann in England, der sich augenscheinlich auf einer gemeinsamen Autofahrt mit einem Infizierten angesteckt hatte. Es könnte also sein, dass das Virus sich leichter als gedacht von Mensch zu Mensch bewegen kann.
Was den Erreger auszeichnet ist seine Verwandtschaft zum Sars-Erreger, der 800 Menschen weltweit das Leben gekostet hatte – bei rund 8000 Infizierten. Und er ist verwandt mit weitgehend harmlosen Schnupfenviren. Das Virus hCoV verursacht grippeähnliche Symptome - bei manchem Patienten allerdings folgen teilweise schwere Lungenentzündungen, Nierenversagen und schließlich der Tod.
Spitze des Eisbergs?
hCoV war 2012 erstmals bei einem Mann aus Saudi-Arabien entdeckt worden. Die seither nachgewiesenen Fälle und Todesfälle lassen allerdings noch keine Rückschlüsse darauf zu, wie sich das Virus entwickeln wird. Es ist ebenso davon auszugehen, dass es eine nicht unerhebliche Dunkelziffer an Erkrankungen gibt – die sich wohl als harmloser Schnupfen darstellen.
„Wir wissen nicht, ob die Fälle, die wir beobachten, die Spitze des Eisbergs sind oder ob viel mehr Menschen infiziert sind, ohne schwere Krankheitssymptome zu zeigen“, erklärte Volker Thiel bereits im Februar in einer Mitteilung der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie. Thiel hatte das Virus mit einem Team am Kantonspital in St. Gallen in der Schweiz unter die Lupe genommen. An dieser Einschätzung hat sich fundamental nichts geändert. Zum Killervirus taugt der Erreger nicht – von möglichen zukünftigen Mutationen einmal abgesehen. (tt.com)