Film und TV

Ein Lächeln als großes Geschenk

Ilmar Raag feiert in „Eine Dame in Paris“ Frankreichs Kinolegende Jeanne Moreau.

Innsbruck –Anne (Laine Mägi) hatte einmal Ambitionen, die sie mit einem Französischstudium belegen, aber nicht erfüllen kann. Statt Dolmetscherin ist Anne Altenpflegerin geworden. In den letzten Jahren hat sie sich nur um ihre demenzkranke Mutter gekümmert. Nach deren Tod muss Anne nicht eine Sekunde überlegen, als sie das Angebot erhält, von Tallinn nach Paris zu übersiedeln, wo ein Mangel an Pflegekräften zu herrschen scheint. Der Restaurant- und Barbetreiber Stéphane (Patrick Pineau) mäkelt über Annes Lebenslauflücke. Na gut, denkt sich Anne, der Mann macht sich Sorgen um die Betreuung seiner Mutter. Aber Frida (Jeanne Moreau) ist eine schwierige Patientin, Annes einzige Aufgabe soll darin bestehen, die alte und ebenfalls aus Estland stammende Dame am Selbstmord zu hindern. Der Dienst beginnt für Anne mit Erniedrigungen und Beleidigungen und für französische Verhältnisse sieht Anne natürlich wie eine Frau aus, die sich aus der Altkleidersammlung bedient, während Fridas Stil bei Seide und Zobel beginnt. Stéphane ist natürlich nicht Fridas Sohn, sondern ein ehemaliger Liebhaber, den sie mit einem Millionengeschenk belohnt hat. Damals war Stéphane ein junger Kellner und Frida die Femme fatale, die jetzt von den Erinnerungen zehrt. Daher die Verbitterung, die sich im Kino allerdings bald in ein Freudenfest verwandelt, nachdem Jeanne Moreau den Film an sich reißt.

Möglicherweise konnte der estländische Drehbuchautor und Regisseur Ilmar Raag die 85-jährige Legende des Kinos mit Verweisen auf ihr Lebenswerk von Louis Malles „Fahrstuhl zum Schafott” über Truffauts „Jules & Jim” oder Luis Buñuels „Tagebuch einer Kammerzofe” für sein Kinodebüt begeistern. Vielleicht hat ihr auch die einfache Geschichte gefallen, die sie mit Glamour ausfüllen wollte. In jeder Szene ist noch einmal zu sehen, wie Moreau Männer zum Straucheln bringen, wie sie ein Lächeln als großes Geschenk inszenieren konnte, wie Gefühle entstehen. (p. a.)