Gesellschaft

UN-Sicherheitsrat verurteilte Anschläge in der Türkei

Die Spannungen zwischen Ankara und Damaskus haben sich weiter verschärft. Die Türkei beschuldigt Syrien hinter den Anschlägen zu stecken.

New York – Der UN-Sicherheitsrat hat die blutigen Bombenanschläge in der türkischen Grenzstadt Reyhanli scharf verurteilt. In einer Mitteilung der Vereinten Nationen hieß es am Montag (Ortszeit) in New York, das höchste Gremium der UN betone erneut, dass der Terrorismus in allen Formen eine der schlimmsten Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit sei. Bei den Attacken starben mindestens 49 Menschen. Mehr als 100 weitere wurden verletzt.

Die „Drahtzieher, Ausführer, Finanziers und Anstifter dieser zu verurteilenden Taten“ müssten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es in einer Erklärung, die die 15 Mitglieder des UN-Gremiums am Montag einstimmig beschlossen. Alle Länder sollten zu diesem Zweck aktiv mit den türkischen Behörden zusammenarbeiten. Den Angehörigen der Opfer sowie der Regierung in Ankara sprachen die Ratsmitglieder ihr Mitgefühl und Beileid aus.

Die Anschläge haben die Spannungen zwischen Ankara und Damaskus weiter verschärft. Nach der Festnahme von türkischen Linksextremisten mit Kontakten zum syrischen Regime als mutmaßliche Täter warnte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Montag, sein Land werde zu gegebener Zeit reagieren. Hinter der Tat stecke das syrische Regime, sagte Erdogan. „Das ist gewiss.“

Damaskus wies eine Verwicklung zurück. Der Doppelanschlag hatte die Sorge verstärkt, dass sich der Bürgerkrieg in Syrien zwischen den Truppen von Machthaber Bashar al-Assad und bewaffneten Aufständischen auf die Nachbarländer ausweiten könnte.

Bei neun am Sonntag festgenommenen Beschuldigten handele es sich um Mitglieder der „Revolutionären Volksbefreiungspartei/-front“ (DHKP-C) sowie einer Splittergruppe der „Türkischen Volksbefreiungspartei-Front“ (THKP-C), berichteten türkische Medien. Auch der Sprengstoff soll demnach aus Syrien stammen. Damaskus wies die Vorwürfe einer Beteiligung an der Tat zurück.

Nach den Anschlägen hat Ankara keine zusätzliche Unterstützung der Nato angefordert. „Die Türkei hat nicht um Konsultationen gebeten“, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen im militärischen Hauptquartier des Bündnisses in Mons (Belgien). Rasmussen wollte nicht über Einzelheiten von Notfallplänen für den Fall syrischer Angriffe auf die Türkei sprechen. „Aber ich kann versichern, dass wir alle Pläne, aktualisierte Pläne haben, um eine wirksame Verteidigung und den Schutz der Türkei sicherzustellen.“

Erdogan hatte am Sonntag gewarnt, es gebe Versuche, die Türkei mit Provokationen in den Bürgerkrieg in Syrien zu verwickeln. „In diese Falle werden wir nicht treten“, sagte er nun.

Auch die syrische Opposition sieht das Regime von Präsident Bashar al-Assad als Drahtzieher der Anschläge. Der Vorsitzende der Nationalen Syrischen Koalition, George Sabra, sagte in Istanbul, Ziel dieser Strategie sei es, nach der libanesischen Hisbollah-Miliz nun auch die Türkei in den Konflikt zu verwickeln.

Ein syrischer Oppositioneller sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir hatten eine Woche vor den Anschlägen über einen Informanten, der Syrien inzwischen verlassen hat, erfahren, dass diese linksextreme Gruppe mit Beziehungen zum Regime Anschläge in der Türkei und in Katar plant.“ Die katarische Regierung habe die Warnungen damals nicht ernst genommen, und erst nach den Explosionen in Reyhanli Interesse an den Informationen bekundet. Nach Angaben des Informanten liegt auch die Stadt Antakya im Visier der Extremisten.

Ein syrischer Parlamentarier behauptete dagegen, die Sprengsätze seien von Terroristen für Anschläge in Syrien vorbereitet worden und nur versehentlich in der Türkei explodiert. Die Attentäter hatten am Samstag zwei Autobomben in der wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt liegenden Stadt gezündet. Die Anschläge wurden international verurteilt.

Zur Beilegung des Konflikts unternehmen die USA und Russland derzeit einen neuen Anlauf. Dafür wollen sie gemeinsam eine internationale Konferenz organisieren, an ihren Vorstellungen zufolge auch führende Vertreter des syrischen Oppositionsbündnisses teilnehmen sollen. Ursprünglich war diese Konferenz noch für den Mai anvisiert. Das Außenministerium in Washington stellte am Montag allerdings klar, dass sie nicht vor Anfang Juni stattfinden könne. Grund dafür seien die „vielen Akteure und unterschiedlichen beteiligten Länder“. (APA/dpa/AFP)