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„Wovor fürchtest du dich?“ Facebook stoppt Social Roulette

Nach wenigen Tagen war Schluss mit der neuen Facebook-Anwendung, bei der ums „Überleben“ des eigenen Facebook-Accounts gespielt wurde.

Menlo Park – Klar, dass Facebook mit der Anwendung „Social Roulette“ wenig Freude hatte: Geht es doch um die Existenz von Nutzer-Konten – und davon will Facebook bekanntlich möglichst viele haben. Den Nervenkitzel, den die ihrem russischen Pendant entsprechende Anwendung verursachen soll, kann wohl nur ein „echter“ Facebook-Fan nachvollziehen.

Aber worum geht es bei „Social Roulette“? Entscheidet sich ein Facebook-User per Klick mitzuspielen und verliert, wird der eigene Facebook-Account samt hunderter Freunde unwiederbringlich gelöscht. „Ein Glücksspiel, bei dem nicht weniger als deine Identität der große Preis ist“, wirbt der Autor der Anwendung, Douglas Rushkoff, der sich selbst als Ex-Facebook User bezeichnet. Wer mitspielt, riskiert die Löschung seines Kontos bei einer Chance von 1:6.

Und wofür die ganze Aufregung? Eine Statusmeldung! Stolz präsentierten zahlreiche Nutzer in den letzten Tagen eine Zeile: „Ich habe gerade Social Roulette gespielt und überlebt.“ Es ist „das Aufregendste, das ich dieses Jahr getan habe“, schreibt ein anderer User.

Doch steht vielleicht eine ganz andere Motivation hinter der Teilnahme? Die große Anzahl der „Gefällt mir“-Klicks unter den „Social Roulette“-Statusmeldungen lässt erahnen, dass wohl vielen ein Leben ohne Zeitfresser Facebook gar nicht so schlecht gefallen würde. Ein Anwender, dessen digitale Identität überlebte, zweifelte nach dem Spiel: „Ich kann immer noch nicht sagen, ob ich jetzt gewonnen habe oder nicht.“

Die Spiele-Erfinder begründen ihre Idee damit, dass „jeder an einem gewissen Punkt über die Löschung seines Kontos nachdenkt“. Dabei handle es sich um eine ganz normale Reaktion auf die überhandnehmende digitalen Kultur. Facebook-Nutzer sollen sich fragen, ob es Zeit für eine neue Entwicklung ist, ob sie nach der Möglichkeit für einen (digitalen) Neustart suchen, oder ob es nur um einen billigen Kick auf Kosten des eigenen sozialen Netzwerks geht.

Facebook selbst hat seinen Usern diese Fragen nun kurzerhand abgenommen und die Anwendung nach nur wenigen Tagen gesperrt. Offizielle Gründe dafür sind nicht bekannt. Der Ärger der drei Programmierer des Spiels dürfte sich jedenfalls in Grenzen halten: Nach eigenen Angaben haben sie die Software zum Spiel in nur wenigen Stunden geschrieben. (upf)