Bikes

Piaggio feiert den Ausstattungsreigen

Großroller bewegen sich meist in der Preisklasse von ausgewachsenen Big Bikes. Der italienische Hersteller Piaggio zeigt, dass es auch anders geht.

Von Franz Farkas

Fernreisetaugliche Roller entwickeln sich zu einem Trend, der sogar Motorradfirmen wie etwa BMW dazu bringt, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Piaggio hatte schon zur Jahrtausendwende mit dem X9 ein derartiges Eisen im Feuer, nun buhlt der Nachfolger X10 um die Gunst der Kunden. Nach dem 350er- wurde schnell eine Halbliter-Version in die Schaufenster der Händler gestellt. Optisch entspricht sie der kleinen Schwester, technisch hat sich einiges geändert. Der Motor natürlich, der aber nach wie vor ein Einzylinder ist, sowie die hintere Radaufhängung. Sie besteht aus einem liegenden Zentralfederbein, das über zwei Schubstangen an der Schwinge angelenkt wird. Die Vorspannung ist bequem vom Cockpit aus in vier Stufen verstellbar.

Das funktioniert in der Praxis ausgezeichnet, das Fahrwerk ist ausgewogen und für einen Roller sehr verwindungssteif. Aufgrund des langen Radstandes ist keine nervöse Wendigkeit zu erwarten, trotzdem lässt sich der X10 bei langsamer Fahrt präzise beherrschen. Wie ernst es den Technikern war, ein gutes Fahrwerk auf die Räder zu stellen, sieht man an der Telegabel mit satten 41 mm Standrohrdurchmesser. Das sind ausgewachsene Motorrad-Dimensionen.

Lob kommt auch vom Triebwerk. Selbst wenn es natürlich nicht ganz so geschmeidig wie ein Zweizylinder zu Werke geht, so sind die Lebenszeichen doch zivilisiert. Die Leistung von 41 PS reicht problemlos für Autobahn-übliche Geschwindigkeiten aus. Ein Highlight ist die Bremsanlage mit Integral-ABS, sie lässt sich sehr gut dosieren und die elektronischen Helferlein setzen erst dann ein, wenn man sie wirklich braucht. Es gibt ein Antischlupfsystem, bei Bedarf deaktivierbar. Sowohl Fahrer als auch Beifahrer finden ausgezeichnete Verhältnisse vor. Lediglich die hinteren, ins Trittbrett integrierten Rasten schlagen beim Schieben des Fahrzeuges lästig ans Schienbein. Sehr viel hat man in die Ausstattung investiert, die teilweise die der Konkurrenten jenseits der 10.000-Euro-Grenze übertrifft. Das beginnt bei der elektrischen Betätigung der klappbaren Sitzbank und des Tankdeckels und endet beim Info-Display, das von der Glatteiswarnung bis hin zum aktuellen Stand der Batteriespannung teilweise mehr zu bieten hat wie das eines Mittelklasse-Coupés.

Preislich ist der X10 mit knapp 8500 Euro kein Sonderangebot, doch er liegt immer noch deutlich unter der Konkurrenz.