Prüfer sehen sich Honig ganz genau an
Lebensmittel werden in Innsbruck auf Pestizide untersucht. Die Bienengifte sind ein Schwerpunkt.
Innsbruck –Die Debatte über Pestizide und das Bienensterben hat gestern den Nationalrat in Wien beschäftigt. Doch Innsbruck ist in dieser Frage kein Nebenschauplatz. Denn am hiesigen Institut für Lebensmittelsicherheit werden Obst, Gemüse und Futtermittel aus ganz Österreich auf Pestizide untersucht – 40.000 Proben pro Jahr, davon 3000 aus Tirol. Gezogen werden die Proben von der Lebensmittelaufsicht. Die TT hat Institutsleiterin Sonja Masselter bei der Arbeit besucht.
Drei Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide sollen nun auch mit dem Ja von Minister Berlakovich aus Gründen des Bienenschutzes verboten werden. Wird Honig heuer öfter auf Ihrem Prüfplan stehen?
Sonja Masselter: Wir haben viele Honigproben geplant. Wir wenden eine Methode an, um niedrigste Konzentrationen von Neonicotinoiden messen zu können, auf die Bienen bereits reagieren.
Wie viele Pestizide gibt es insgesamt?
Masselter: Weltweit sind 1000 Wirkstoffe bekannt, 350 davon sind der EU zugelassen. Auf 500 bis 600 Wirkstoffe untersuchen wir unsere Proben.
Wie viele gesundheitsgefährdende Lebensmittel finden Sie im Schnitt?
Masselter: Im Vorjahr wurden rund 15 Prozent der Proben beanstandet. Die meisten wiesen Kennzeichnungsmängel auf, es fehlten also Angaben über die Herkunft, die Inhaltsstoffe oder das Ablaufdatum. Als „nicht sicher“ galten 1,4 Prozent, etwa weil sie verdorben waren. Gesundheitsschädlich waren 0,3 Prozent. Dieser Wert liegt konstant unter 1 Prozent.
Schneiden österreichische Lebensmittel besser ab als beispielsweise Ware aus Italien oder Spanien?
Masselter: Es gibt keinen großen Unterschied bei den Herkunftsländern. Spanien hat sich bei der Pestizidbelastung erheblich verbessert. Aber natürlich hat es Vorteile, wenn man saisonale Produkte aus der eigenen Region kauft, weil der Transportweg kürzer und die Ware frischer ist. Welche Lebensmittel sind bei den Tests auffällig? Masselter: Beim Gemüse findet man generell weniger Pestizide als beim empfindlicheren Obst. Kopfsalat kann Probleme bereiten, vor allem jener von weiter her. Weintrauben und Steinobst weisen ebenfalls immer wieder Pestizide auf, die Grenzwerte werden aber nur ganz selten überschritten. 2011 war dies bei zwei Zwetschgenproben und einem Apfel der Fall.
Ist eine Landwirtschaft ohne Pestizide denkbar?
Masselter: Ich bezweifle, dass es möglich wäre, so viele Menschen ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu ernähren.
Interview: Markus Schramek