Nicht nur für Angelina Jolie eine Entscheidung für das Leben
Angelina Jolie ist kein Einzelfall. Auch hierzulande entscheiden sich Frauen mit verändertem Brustkrebsgen für eine vorsorgliche Brustgewebsentfernung. Christian Marth von der Innsbrucker Klinik beantwortet Fragen zu diesem Fall.
Innsbruck – Statistisch gesehen erkrankt etwa jede achte Frau an Brustkrebs. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen hängt das Brustkrebsrisiko mit der Vererbung zusammen. Verantwortlich dafür sind Mutationen im BRCA1 bzw. BRCA 2-Gen. „Frauen, in deren Familien gehäuft Brustkrebs- oder Eierstockkrebserkrankungen auftreten, haben die Möglichkeit, sich genetisch beraten zu lassen“, erklärt Christian Marth, Vorstand der Innsbrucker Uniklinik für Frauenheilkunde.
Stellt sich nach eingehender Beratung heraus, dass die Gefahr einer möglichen Brustkrebserkrankung hoch ist, sollte eine genetische Untersuchung mittels Blutabnahme überlegt werden.
Trägt die Frau das Brustkrebsgen in sich, heißt das nicht automatisch, dass eine Brustkrebserkrankung eintreten wird. Aber das Risiko ist stark erhöht. Betroffenen werden regelmäßige spezielle radiologische Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. Eine Mammographie alleine würde nicht genügen. Eine Alternative ist, wie bei Angelina Jolie, sich das Brustgewebe vorsorglich entfernen zu lassen.
Mutiertes Gen erhöhte Krebs-Risiko
Bei der Schauspielerin ist das BRCA1-Gen mutiert, was, wie Jolie in der „New York Times“ erläuterte, in ihrem Fall das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, auf 87 Prozent erhöhte. Darüber hinaus liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Eierstockkrebs erkrankt, bei 50 Prozent. Sie habe beschlossen, dieses Risiko so weit wie möglich zu reduzieren und sich deshalb für eine beidseitige Mastektomie entschieden. „Ich begann mit den Brüsten, da mein Brustkrebsrisiko höher ist als mein Eierstockkrebsrisiko und die Operation komplexer ist“, sagt die Ehefrau von Brad Pitt, deren Mutter nach fast zehnjähriger Krankheit im Alter von 56 Jahren an Krebs gestorben war.
Neun Wochen nach der Mastektomie seien ihr Brustimplantate eingesetzt worden, so Jolie. „Es gibt sehr gute Möglichkeiten, die Brüste auf natürliche Weise wieder aufzubauen und die Brustwarze zu erhalten“, erklärt Marth. Die Brust wird dabei ausgehöhlt und die überbleibende Haut gefüllt – entweder mit einer Silikonprothese oder es wird Fettgewebe, z.B. vom Oberschenkel, verpflanzt. „Wir führen in Innsbruck etwa acht solcher Operationen pro Jahr durch, zum Teil werden die Brüste gemeinsam mit Eileiter und Eierstöcken entfernt“, erklärt Marth.
Da Brustkrebs und Eierstockkrebs eng miteinander verbunden sind, entschließen sich auch viele Frauen mit genetischer Veranlagung zu einer Entfernung der Eierstöcke – vorausgesetzt, der Kinderwunsch ist abgeschlossen. Die Entscheidungen, die Betroffene in solchen Fällen treffen müssen, sind sehr schwierig und mehr als tiefgründig. Eine gute Patienten-Aufklärung sei laut Marth deshalb besonders wichtig. (TT)
Die Frauenklinik Innsbruck und das Institut für Humangenetik bieten für Betroffene eigene Sprechstunden an:
Humangenetische Sprechstunde: 0512/9003-70531
Frauenklinik Innsbruck: 050504-23050