Ohne Rückenlehne, aber bequem

Poufs und Hocker werden immer beliebter. Sie werden mitten im Raum platziert oder spielen eine tragende Rolle im Outdoorbereich, auch wenn einige Exemplare nicht wirklich bequem wirken.

Von Ursula Philadelphy

Innsbruck –Das wohl witzigste Beispiel für diese Art des Sitzmöbels ist zweifelsohne der von Maurizio Galante für Cerrutibaleri entwickelte softballartige Pouf „Tato Tattoo“ mit den Kakteenstacheln drauf. Aber auch die Versionen mit Tierschädeln oder den Koi-Karpfen lässt irgendwie um sein Hinterteil fürchten. Man zögert im ersten Moment, bevor man doch Platz nimmt.

Einer der Urhocker ist wohl der „Ulmer Hocker“, entworfen 1954 von Max Bill, Hans Gugelot und Paul Hildinger für die Studenten der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Die Schreinerei der Hochschule fertigte den Hocker maschinell. Im Grunde war das Ding aber nicht nur eine Sitzgelegenheit, sondern konnte auch, umgedreht, für den Transport der Bücher verwendet werden. Bernhard Rübenach, ein Zeitgenosse der drei Designer, erklärte einst in einem Radioessay das Konstruktionsprinzip des Hockers folgendermaßen: „Zwei senkrechte Bretter, ein waagrechtes, die drei fest verzahnt, von einem runden Holzstab unten zusammengehalten.“ 2,1 Kilo schwer, wurde der Hocker von den Studenten der Hochschule sowohl als Sitz als auch als Büchertransportmittel geschätzt und wird heute von einer Schweizer Firma in Lizenz originalgetreu gefertigt.

Ebenfalls tragbar und für Arbeitsnomaden geeignet, aber dem 21. Jahrhundert angepasst, ist der Hocker „Carry on“. Der schwedische Designer Matthias Stenberg hat ihn für das Label „Offecct“ entworfen. Ein flexibles Möbelstück für flexible Menschen, wahlweise mit Stoff- oder Lederbezug und in unzähligen fröhlichen Farben erhältlich. Getragen wird der tonnenförmige Hocker mit einem stabilen, naturfarbenen Lederriemen.

Apropos Riemen: Raffiniert ist auch der „Hockenheimer“ von Nju, der sich für all jene eignet, die gerne Hochglanzmagazine lesen und dann nicht wissen, wohin damit (wenn der Altpapiercontainer keine Option ist). Der „Hockenheimer“ besteht aus einem gewachsten und gebürsteten Birkenholzgestell, das in einer Jugendwerkstatt in Coburg handgefertigt wird. Dazu gibt es noch einen Polster und zwei Riemen, mit denen man die Zeitschriften zwischen Holzgestell und Polster schnallen kann. Ein „Mitwachsmodell“ also, das auch mehrere Jahrgänge derpackt.

Nicht minder witzig, allerdings nicht wirklich bequem, der recycelte Hocker von David Olschewski aus Köln. Sein „Broomstool“ besteht nämlich aus umgedrehten Allerweltsbesen – diese Modelle mit den drahtartigen roten Borsten, die praktisch die Sitzfläche darstellen.

Für den Outdoorbereich begeistern Modelle von dedon bis Paola Lenti. Vor allem die Poufs von Lenti faszinieren mit wunderbaren Farbvariationen. Flach kommen die Modelle „Shell“ daher, etwas höher „Otto“. Allesamt sehen irgendwie wie runde oder zylindrische Sitzkissen aus, sind aus einem wetterfesten Hightechmaterial geflochten. Formal ähnlich, ein wenig an überdimensionale Pillen erinnernd sind die runden Poufs „Pix“ von Arper. Die Silhouette ist sehr graphisch und das generöse Volumen in verschiedenen Größen macht sie zu einer wunderbaren „family of ottomans“, wie man sich bei Arper freut. Entworfen vom japanischen Designer Ichiro Iwasaki gibt es „Pix“ wahlweise mit Stoff- oder Lederbezug. Und dank einer wunderbar variantenreichen Farbskala, deren Palette von Gelb über Blau bis Violett reicht, passen sie zu allen Einrichtungen und machen überall gute Miene: drinnen wie draußen.

Sie haben das gewisse Etwas um zum zeitlosen Klassiker zu werden, wie es schon dem „Ulmer Hocker“ gelungen ist. Zeitlos und klassisch, diese Schlagworte funktionieren auch bei Minotti, etwa, wenn es um Rodolfo Dordonis Hocker „Cesar“ geht. Ligne Roset kann da natürlich auch mithalten. „Pumpkin“ oder „Togo“ sind nur zwei Beispiele von vielen Linien, die auch mit Hockern reüssieren.