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Bundesweiter Eisenbahner-Protest für 38,5 Stunden-Woche

Nur in Einzelfällen kam es zu Zugsausfällen im Regionalverkehr, teils wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Am 22. Mai soll nun mit dem Fachverband Schiene in der Wirtschaftskammer verhandelt werden.

Wien - In Betriebsversammlungen ab 7 Uhr früh in ganz Österreicher haben heute die Eisenbahner ihrer Forderung nach einer branchenweiten Arbeitszeitverkürzung für die 38,5-Stunden-Woche Nachdruck verliehen. Durch diese „Informationsveranstaltungen“ standen aber nicht alle Räder still. Nur in Einzelfällen kam es zu Zugsausfällen im Regionalverkehr, teils wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Der Fernverkehr war nicht betroffen. Während die Eisenbahnergewerkschaft einen „Etappensieg“ in den nun für 22. Mai vereinbarten Verhandlungen sieht, bleibt der Fachverband in der Wirtschaftskammer hart und lehnt kürzere Arbeitszeiten weiterhin ab.

Tausende Eisenbahner in allen Bundesländern seien über den Arbeitszeitkonflikt und den jüngsten Stand informiert worden, sagte der oberste Bahngewerkschafter, vida-Verkehr-Vorsitzender Roman Hebenstreit. Die Wirtschaftskammer kehre nun an den Verhandlungstisch zurück. Am 22. Mai soll nun mit dem Fachverband Schiene in der Wirtschaftskammer verhandelt werden. „Wir begrüßen, dass der Sozialpartner nun an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Ich hoffe, dass die Wirtschaftskammer jetzt nicht versucht, Ergebnisse auf die lange Bank zu schieben. Eventuelle Protestmaßnahmen behalten wir uns deshalb weiterhin vor“, betonte Hebenstreit.

Entlastung der Beschäftigten

Die Gewerkschaft pocht darauf, dass bereits im Gehaltsabkommen 2012/13 Verhandlungen mit der Gewerkschaft vida über eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 38,5 Stunden vereinbart worden seien. Die kürzere Arbeitszeit solle zur Entlastung der Beschäftigten sowie zur Neuverteilung und zur Schaffung von über 1.000 Arbeitsplätzen im Eisenbahnbereich genutzt werden. Die Gespräche seien aber nach zwei Gesprächsrunden von den Arbeitgebern abgebrochen worden. Die Gewerkschaft hat dies als einen Bruch des Gehaltsabkommens gewertet.

Der Fachverbandsobmann Schienenverkehr in der Wirtschaftskammer, Thomas Scheiber, hat sich heute weiter gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit ausgesprochen. Die Betriebsversammlungen kritisierte er als „kontraproduktiv und nicht lösungsorientiert“. Die von der Gewerkschaft vida begrüßte Rückkehr der Arbeitgeber an den Verhandlungstisch will Scheiber nicht als Erfolg der Versammlungen sehen. „Einen Termin hätten sie jederzeit bekommen, ich bin immer gesprächsbereit.“

In der Sache bekräftigt Scheiber seinen Standpunkt: Laut Kollektivvertrag komme ohne Einigung über eine 38,5-Stunden-Woche per 1. Juli eine 3,5-prozentige Lohnerhöhung. Seiner Ansicht nach wollten die Arbeitnehmer bzw. die Betriebsräte diese Lohnerhöhung, weil es bereits in mehreren Jahren Lohnerhöhungen unter der Inflationsrate gab, also einen Reallohnverlust. Der Ruf nach einer Arbeitszeitverkürzung kommt laut Scheiber von ÖBB-Seite. Die Bundesbahn könne keine betriebsbedingten Pensionierungen mehr durchführen und habe daher einen Personalüberhang, den ÖBB würde also die kürzere Wochenarbeitszeit nützen.

Ausfälle im Regionalverkehr

Bundesweit fanden Versammlungen statt. Im Nahverkehr fielen einige Züge aus. Betroffen waren etwa in Wien die Strecken von Floridsdorf nach Meidling oder vom Flughafen nach Floridsdorf. In Niederösterreich fielen zwölf Züge im Nahverkehr aus. Auf der Verbindung St. Pölten-Krems wurde aus diesem Grund ein Schienenersatzverkehr geführt.

Im Burgenland fand auch bei der Raaberbahn in Wulkaprodersdorf eine Betriebsversammlung statt, bei der die Betroffenen informiert wurden. Verspätungen, Behinderungen oder Zugausfälle gab es nicht. Auch bei den ÖBB gab es durch die Versammlungen keine Auswirkungen auf den Bahnverkehr im Burgenland.

In Oberösterreich gab es Mittwochfrüh kaum Probleme im Bahnverkehr. Lediglich vier Züge der Almtalbahn zwischen Wels und Grünau seien im Schienenersatzverkehr geführt worden, hieß es seitens der ÖBB. Gröbere Verspätungen habe es nicht gegeben.

In Salzburg wurden Betriebsversammlungen bei den ÖBB und bei den Salzburger Lokalbahnen abgehalten. Zu Verspätungen oder Ausfällen von Zugsverbindungen kam es aber nicht. Auch die Salzburger Lokalbahnen meldeten keine Probleme.

Keine Ausfälle in Tirol

In der Steiermark gab es laut ÖBB „weitgehend keine Auswirkungen“. Es sei in Zusammenhang mit den Betriebsversammlungen lediglich ein Zug auf einer Teilstrecke ausgefallen. Sonst wurde planmäßig und ohne Betriebsbehinderungen gefahren

In Tirol würden alle Züge planmäßig fahren, teilte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel der APA mit. Es sei von vornherein so gehandhabt worden, dass die Betriebsversammlungen keine Auswirkungen auf den Bahnverkehr haben werden. Auch bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben ging trotz einer Betriebsversammlung alles nach Plan. Bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben ist der Fachverbandsobmann Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer, Thomas Scheiber, tätig.

In Vorarlberg lief der Bahnverkehr am Mittwoch trotz Betriebsversammlungen ohne Verzögerungen ab. Bei den ÖBB gab es zwei Versammlungen in Bludenz und Wolfurt.

In Kärnten haben Betriebsversammlungen an den Bahnhöfen Klagenfurt, Villach, St. Veit und Spittal stattgefunden, nennenswerte Verzögerungen im Bahnverkehr gab es keine. Auf der Strecke Bad St. Leonhard-Wolfsberg wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. (APA)