Jubelsucht und Fahnenflucht
TT-Redakteurin Christiane Fasching berichtet die ganze Woche vom Song Contest in Malmö und im Tagebuch von ihren Eindrücken rund um den Liederstreit.
Malmö – Ich wär so gern aus Litauen. Oder aus der Ukraine. Zur Not tät ich auch den weißrussischen Pass nehmen - und am Sonntag wieder gegen den österreichischen eintauschen. Denn auf Dauer schwenk ich doch am liebsten die rot-weiß-rote Fahne, nur sähe das jetzt, nachdem es Natália Kelly nicht ins Song-Contest-Finale geschafft hat, ein wenig eigenartig aus. Warum sie Europa nicht auf ihre Seite ziehen konnte, weiß keiner so genau: Vielleicht war‘s die Startnummer, womöglich die kaum vorhandene Bühnenshow oder lag‘s am Ende doch am Song selber? Herausfinden wird man das nie - was oder wer beim Liederstreit ankommt, ist und bleibt ein Mysterium. Und wer jetzt mit irgendwelchen Verschwörungstheorien daherkommt, ist von vorgestern - und leider noch dazu ein schlechter Verlierer.
Grauer Pullover, zusammengerollte Fahne
Ich wär natürlich lieber auf der Gewinnerseite gestanden, hätte dort „I am from Austria“ getönt und mich fortan nur noch in den österreichischen Nationalfarben in Malmö gezeigt. So aber sitz ich mit grauem Pullover neben einer zusammengerollten Österreich-Flagge und überleg mir ernsthaft, ob ich nicht für ein paar Tage fahnenflüchtig werde. Wer weiß, vielleicht vergibt Litauen ja eine Vier-Tages-Staatsbürgerschaft - ich tät auch ganz laut für Andrius jubeln.