Ehefrau erstochen: 20 Jahre Haft für kolumbianischen Rockmusiker
Der 44-Jährige hatte im Juli 2012 seine Ehefrau durch 19 Messerstiche getötet. Die gemeinsame vierjährige Tochter musste die Tat mitansehen. Die Geschworenen stimmten mit 6:2 für Mord.
Wien – Mit 19 Messerstichen hatte der kolumbianische Rockmusiker Juan G. im Juli des Vorjahres seine in Wien-Leopoldstadt getötet, während die gemeinsame vierjährige Tochter die Tat mitansehen musste. Dafür wurde er am Mittwoch im Wiener Landesgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die Geschworenen beurteilten das Verbrechen mit sechs zu zwei Stimmen als Mord. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Sowohl der Angeklagte, verteidigt von Normann Hofstätter, als auch Staatsanwältin Sabine Rudas-Tschinkel verzichteten auf Rechtsmittel.
„Wir - zumindest wir Berufsrichtger - haben schon viele Verbrechen gesehen, aber noch selten eines, das so massiv und so grausam ist“, sagte die Vorsitzende des Schwursenats, Martina Krainz. Die Umstände der Tat - 19 Stiche in die Herzgegend, während die gemeinsame Tochter anwesend war - war demnach auch der Haupterschwernisgrund für das Strafmaß, mildernd wirkten sich die Unbescholtenheit von Juan G. sowie sein spätes und, wie Krainz sagte, „nicht von offensichtlicher Reue getragenes“ Geständnis aus.
44-Jähriger sprang nach der Tat aus dem Fenster
Juan G. wollte in der Nacht auf den 7. Juli 2012 noch eine Aussprache des an sich bereits getrennten, aber noch in einer Wohnung lebenden Paares erzwingen. Bei einem Streit habe ihn seine Frau „geschlagen und mit Gegenständen beworfen“, schilderte der Rockmusiker in seiner Einvernahme am ersten Verhandlungstag vor einer Woche. Auf einer Kommode im Schlafzimmer lag ein Messer, das die Frau dem 44-Jährigen zufolge für Töpferarbeiten benutzte. „Ich habe das Messer genommen und gesagt: Nicht weiter. Es hätte genauso gut sein können, dass sie das Messer nimmt.“
Schließlich habe seine Frau ihn angegriffen, „ich habe mich gewehrt“, sagte Juan G. „Ja, ich kann mich erinnern, dass ich hingestochen habe. Das letzte Mal war in der Herzgegend.“ Laut Anklage waren es 19 Stiche. Die Frau verblutete wenig später innerlich im Krankenhaus. Juan G. sprang danach im dritten Stock aus einem Fenster. Er überlebte den zwölf Meter tiefen Sturz nur knapp.
„Der Papi hat die Mami totgemacht“
Am Mittwoch sagte eine Freundin des Opfers aus. Sie war mit Ausnahme des Täters die letzte, welche die Frau lebend gesehen hat. Man wollte eigentlich einen Frauenabend machen, sagte sie dem Schwursenat. Doch dann hätte das Paar sie weggeschickt, weil Juan G. mit seiner Frau offenbar allein sein wollte. Ihre Freundin habe keinen anderen Freund gehabt und hätte das Kind auch nie zur Adoption freigegeben, sagte die Zeugin. Das Mädchen sei ihr ein und alles gewesen. Der Angeklagte hatte in einer Einvernahme von einem seiner Freunde berichtet, der sein potenzieller Nachfolger gewesen sein soll. Das Thema Adoption sei bei einem ihrer Streits zur Sprache gekommen.
Ein Nachbar berichtete dann über den Zeitpunkt der Tat: „Ich habe schon geschlafen, als meine Frau hereinkam und sagte: ‚Komm schnell, die bringen sich um‘.“ Er habe zunächst an andere Nachbarn gedacht, die wiederholt heftig stritten. „Ich habe dann die Schreie vom Kind gehört. Es war hysterisches Kindergeschrei, keine Worte.“ Mit einem weiteren Nachbarn habe man dann die Tür eingetreten und das Mädchen aus der Wohnung gebracht. „Ich habe dann die Frau B. gesehen, was ich im Nachhinein bereue, weil ich dieses Bild nie vergessen habe.“
Die Tochter blieb bis zum nächsten Tag bei den Nachbarn. „Wir haben sie gewaschen. Das Mädchen war blutverschmiert, an den Armen und an den Beinen“, erzählte der Mann. „‘Der Papi hat die Mami totgemacht‘, hat sie gesagt. Sie hat auch erzählt, sie mag das nicht, wenn der Papi die Mami schlägt.“ (APA)