Neue Feinde in den Feldern
Tirols Bauern müssen sich immer öfter gegen exotische Schädlinge wappnen. Nicht nur der gefürchtete Maiswurzelbohrer aus dem Osten ist da.
Von Liane Pircher
Innsbruck – Bis vor Kurzem war er nur im Osten Österreichs gefürchtet: der aus den USA eingeschleppte Maiswurzelbohrer. Mit einer Ausbreitung von 50 km pro Jahr ist er mittlerweile im Bezirk Lienz, Kufstein und Schwaz eingewandert. „Es ist zu erwarten, dass heuer eine Ausbreitung Richtung Westen bis mindestens Telfs erfolgt“, erklärt Reinhard Egger von der Landwirtschafskammer Tirol, zuständig für Ackerbau und Düngung. Man sei gut vorbereitet.
Auch durch das Verbot der Neonicotinoide ändert sich in der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers für Tirol nichts. Nicht zuletzt, weil das beste Mittel gegen eine Ausbreitung ohnehin der Fruchtwechsel sei. Es gibt eine eigene Maiswurzelbohrer-Verordnung, die verlangt, dass in vier Jahren maximal drei Jahre lang Mais angebaut werden darf. Eine Beizung mit Neonics erfolgt in Tirol übrigens ausschließlich gegen den Drahtwurm. Welche Bekämpfungsstrategien gegen den Drahtwurm in Zukunft gesetzt werden, ist noch völlig offen.
Generell wird man sich in Tirol, wie überall auf der Welt, künftig mehr Gedanken über eingeschleppte Exoten machen müssen, die die Landwirtschaft bedrohen. Denn mit der Globalisierung des Menschen werden auch die Insekten mobiler. Ständig neuen Schädlingen auf der Spur ist der amtliche Pflanzenschutzdienst des Landes. Der dortige Leiter, Andreas Tschöll, führt an mehreren Stellen Tirols ein Monitoring zu verschiedenen Insekten durch.
Selbst in Gartenbaucentern wird auf Pflanzen nach eingeschleppten Tieren gesucht. Ein großes Monitoring gab es zuletzt u. a. wegen der Kirschessigfliege. Ursprünglich in Asien beheimatet, ist sie für den Obstanbau eine Gefahr. In Südtirol hat man wegen ihr mit massiven Schäden im Weinbau zu kämpfen.
Hierzulande wurde sie in neun Gemeinden im Tiroler Oberland und in Osttirol nachgewiesen. Tschöll geht davon aus, dass sie sich nicht so sehr wie bei den südlichen Nachbarn ausbreitet. Sie mag es gerne warm. „Bei uns ist das Klima kälter. Trotzdem müssen wir sie beobachten, eine massive Ausbreitung wäre ein enormer Schaden“, sagt Tschöll.
Die Bauern würden momentan präventiv auf Tirols 200 ha Obstanlagen arbeiten: „Mit Spritzmitteln kann man nicht arbeiten, weil das Obst zur Ernte sonst giftige Rückstände hat. Deshalb wird darauf geschaut, dass kein faules Obst am Boden liegt, das die Tiere anlockt“, erklärt Klemens Böck, Obstbauberater der Landwirtschaftskammer.
Noch mehr Sorgen würde Tscholl der asiatische Laubholzbockkäfer bereiten – dazu gab es bereits einmal einen Alarm. Zum Glück eine Fehlanzeige. „Dieser wäre aggressiv und nur schwer in Schach zu halten“, sagt Tschöll.