Hannah, Königin der Bienen
Hannah Wildbichler aus Imst ist Österreichs beste Jungimkerin. Im Juni tritt sie mit David Mayr aus Rotholz beim 20. internationalen Jungimkertreffen in Deutschland an.
Von Renate Schnegg
Imst –Hannah Wildbichler ist zwar erst 16 Jahre alt, kann aber schon auf drei Jahre Imkerei zurückblicken. Keiner in der Familie ist Imker, das Thema habe sie einfach interessiert, „da hab’ ich einen Anfängerkurs in der Imkerschule in Imst belegt“, schildert die junge Imsterin. Als Pate wurde ihr Marcel Klotz, seines Zeichens Imkermeister, zur Seite gestellt. „Der Imkerpate ist total wichtig“, schildert sie. „Ja, und der Marcel hat mir dann zwei Bienenvölker geschenkt.“ So nahm die Liebe zu diesen emsigen Insekten ihren Anfang.
Inzwischen hat Hannah drei Bienenvölker, die fröhlich um das Haus der Familie Wildbichler am Sonnberg summen. Aber nicht mehr lange, denn „wir fahren mit ihnen ins Ötztal, damit sie dort den Löwenzahn und später auch die Almrosen nützen können“, sagt die Jungimkerin. Der Honig wird nicht nach Sorten getrennt, sondern gemeinsam im Sommer geschleudert: Die Gebirgsimkerei sei nämlich nicht sehr ergiebig, erklärt die 16-Jährige.
Wegen des Honigs hat sie allerdings nicht mit der Imkerei angefangen, sondern wegen der Natur, den Zeiten, die sie vorgibt, und wegen der Bienen an sich. „Die Zusammenhänge zwischen Natur und Biene sind sehr komplex, die Biene ist extrem wichtig für die Umwelt“, stellt sie klar. Auch das Leben der Bienen findet Hannah sehr bemerkenswert: Alte oder kranke Bienen fliegen von selbst aus dem Stock, um außerhalb zu sterben und das Bienenvolk nicht zu belasten. Schaffen sie das nicht mehr, „werden sie von den anderen Bienen aus dem Stock getragen“, gibt Hannah Einblicke in den Bienenalltag.
Alle zwei Jahre wird es im Bienenstock besonders spannend: Dann, wenn die Königin getauscht werden muss. „Das ist sehr diffizil, denn die neue Königin riecht automatisch anders als die alte. Wenn man da nicht vorsichtig ist und sie langsam zusammengewöhnt, wird die neue vom Volk getötet“, macht die Jungimkerin deutlich.
Läuft alles nach Plan, will Hannah heuer zu ihren drei Bienenvölkern noch zwei dazu holen. „Aber nicht mehr. Denn sie sollen nicht zu kurz kommen neben der Schule.“
Dass man in jener Sache gut ist, die man mit Liebe macht, stellte Hannah beim 2. Jungimkertreffen des österreichischen Imkerbundes vom 9. bis 11. Mai an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt (LLA) Imst unter Beweis: 16 Jugendliche aus sieben Bundesländern, ausgenommen Kärnten und Salzburg, maßen sich im theoretischen und praktischen Wissen rund um die Bienen. Es galt, Trachtpflanzen (Pflanzen, die viel Nektar und Pollen produzieren, Anm.) zu bestimmen, verschiedene Honigsorten zu erschmecken und zu bewerten, mit einem zugeteilten Bienenvolk zu arbeiten und einiges mehr.
Hannah holte den Sieg. Nicht sehr überraschend, wie Albert Schittenhelm vom österreichischen Imkerbund bei der Preisverteilung schmunzelnd meinte: „Hannah ist so gut, die kann von niemandem geschlagen werden.“ Platz zwei ging an David Mayr aus Rotholz, Platz drei an den Imkerei-Neueinsteiger David Wackernell aus Wien.
Die drei haben sich damit für das internationale Jungimkertreffen qualifiziert, das heuer vom 20. bis 23. Juni in Münster (BRD) stattfindet. Nachwuchsimker aus der ganzen Welt werden dort ihr Wissen unter Beweis stellen.
Es sei wichtig, junge Menschen an die Imkerei heranzuführen, „man will es kaum glauben, aber es gibt tatsächlich Kinder, die noch nie Honig gekostet haben“, schüttelt Reinhard Hetzenauer, Präsident des Tiroler Bienenzuchtverbandes, den Kopf.
Josef Gstrein, Direktor der LLA Imst und selbst Imker, freut es, dass das Interesse an der Imkerei wieder deutlich zunimmt: „Es boomt in den letzten Jahren, nicht nur bei unseren Kursen in Imst. Gleiches erzählen mir auch Kollegen aus anderen Bundesländern.“