Syrien-Konflikt

Appelle im Schatten der Tragödie

Während das Sterben in Syrien weitergeht und offiziell bereits über 1,5 Millionen Syrer ins Ausland geflüchtet sind, suchen die USA und Russland nach einer politischen Lösung.

Sotschi, Washington, Damaskus –Während nach über zwei Jahren Bürgerkrieg die Not der Menschen in Syrien immer größer wird, ganze Landstriche verwüstet sind und Menschenrechtsorganisationen bereits von bis zu 120.000 Toten sprechen, bleibt die Reaktion der internationalen Gemeinschaft weiterhin äußerst zögerlich. Russland will weiterhin von seiner Unterstützung für das Assad-Regime nicht abrücken und der Westen denkt aus Angst vor dem wachsenden Einfluss der Islamisten auf Seiten der Rebellen nicht daran, sich stärker zu engagieren.

Unterdessen hat sich UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon bei seinem gestrigen Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi für eine schnellstmögliche Einberufung der geplanten Syrien-Konferenz ausgesprochen. „Wir dürfen den Schwung nicht verlieren“, erklärte Ban nach einem Gespräch mit Lawrow. Währenddessen hat Russland seine Flotte im östlichen Mittelmeer verstärkt.

Die USA und Russland wollen mit einer geplanten Syrien-Konferenz den Konflikt entschärfen. Die Friedensinitiative greift auf einen Vorschlag aus dem Vorjahr zurück, der die Bildung einer Übergangsregierung vorsieht. Außenminister Lawrow bekräftigte die russische Position, dass auch der Iran an der Syrien-Konferenz teilnehmen müsse. Der Iran ist neben Russland einer der letzten Verbündeten Assads. Aber auch die syrische Regierung und die Rebellen haben über eine Teilnahme an der Konferenz noch nicht entschieden. Die heterogen zusammengesetzte Opposition hat bisher einen Rücktritt Assads als Vorbedingung für Verhandlungen genannt. Syriens Regierung lehnt dies ab und verwahrt sich gegen jegliche Einschränkung ihrer nationalen Souveränität.

Bereits am Donnerstag schloss US-Präsident Barack Obama bei einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan im Weißen Haus einen US-amerikanischen Alleingang gegen das Regime Assads aus. „Wir sind uns beide einig, dass Assad weg muss“, betonte Obama. Doch dem Drängen Erdogans nach einem stärkeren militärischen Engagement zeigte er die kalte Schulter. Und während die internationale Gemeinschaft weiterhin keine Strategie zur Beendigung des Blutbades findet, wird der Flüchtlingsstrom aus dem Bürgerkriegsland immer größer. Laut Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind bereits mehr als 1,5 Millionen Syrer in andere Länder geflohen. Wobei die Dunkelziffer inklusive der offiziell nicht registrierten Flüchtlinge weit höher liegen dürfte. In den vergangenen vier Monaten habe sich die Lage der Menschen in Syrien stärker und schneller verschlechtert als je zuvor. (jec, APA, Reuters, dpa)