Tiroler ziehen öfter um als früher
Auch wenn Innsbruck als Ballungszentrum am meisten Zuzug hat: Sechs von zehn Tiroler Gemeinden wachsen. Ein Drittel der Dörfer verliert zunehmend Einwohner. Für beides gibt es Gründe.
Von Liane Pircher
Innsbruck –An und für sich ist der Tiroler ja ein sesshaftes Wesen, das sich gerne Eigentum schafft und „seiner Gemeinde“ treu bleibt. Betrachtet man aber die jüngste Statistik des Landes (siehe Kasten rechts), dann fällt auf, dass die räumliche Bevölkerungsbewegung langsam, aber stetig, stärker wird. Mit anderen Worten: Der Tiroler bewegt sich immer öfter von seiner Heimatgemeinde weg. Innsbruck zieht zwar nach wie vor am meisten Menschen an, dennoch ziehen „die Kleinen“ nach: in 167 Gemeinden (60 %) gab es 2011 Zuwachs durch Zuzug. Rund 37 Prozent (105 Dörfer) verloren an Bevölkerung durch Wegzug. „Die größten relativen Zunahmen werden in kleineren Gemeinden mit meist deutlich unter 2000 Einwohnern, wo lokale Ereignisse wie z. B. die Besiedelung neuer Wohnobjekte durch auswärtige Familien bereits bedeutende Bevölkerungszuwächse bewirken, erzielt“, erklärt Manfred Kaiser von der Landesstatistik Tirol.
Konkret sind dies im Jahr 2011 Pill, Kaunerberg, Gallzein und Aschau i. Z. mit einem Plus an Einwohnern. Durch Abwanderung abgenommen hat die Bevölkerung in den Kleingemeinden (jeweils unter 1000 Einwohner) Namlos, Kaisers, Galtür und Spiss. Die deutlichsten absoluten Verluste gibt es in Kirchberg i. T., Längenfeld, Galtür, Kitzbühel sowie in Lienz. Was Gemeinden attraktiv bzw. unattraktiv macht, weiß Harald Gohm, der sich u. a. mit Regionalentwicklung beschäftigt: „Die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinde hängt z. B. stark davon ab, ob es dort ein leistungsstarkes Breitbandnetz gibt oder nicht.“ Dörfern, denen es an Infrastruktur fehlt, verlieren Bewohner. Und: Je mehr Ausbildungsstätten und je besser das Verkehrsnetz, desto eher zieht es Leute aufs Land. Tatsächlich leben aber mehr als 60 % der Tiroler unterhalb von 800 Metern Seehöhe: im dicht besiedelten Inntal. Dessen Bedeutung wird in Zukunft zunehmen. Der Siedlungsraum wird bei knapper Fläche zusammenwachsen. Experten reden schon von einer „Tirolcity“ – die Bezeichnung für Tirols neue Urbanität.