Finanznöte: Bauriese Alpine gerät erneut ins Wanken
Die Alpine, Österreichs zweitgrößter Baukonzern, schrammte vor Wochen an einem Konkurs vorbei. Nun ist von neuerlichen Finanzproblemen die Rede. Von einer bedrohlichen Situation will man bei der Alpine aber nichts wissen. Knackpunkt bleibt allerdings der Verkauf von Tochtergesellschaften, der nur schleppend vorangeht.
Wels, Madrid – Der vor einigen Wochen am Konkurs vorbeigeschrammte Baukonzern Alpine mit Sitz in Salzburg könnte bald wieder Geld benötigen. Denn bei dem für die Sanierung notwendigen Verkauf von Tochtergesellschaften spieße es sich gewaltig - die geplanten Verkaufserlöse erwiesen sich als utopisch, schreibt „Die Presse“ (Freitagsausgabe).
Der spanische Mutterkonzern FCC müsste weitere 150 Mio. Euro Eigenkapital zuschießen, wozu er sich außerstande sehe. Er verlange neuerlich Kredite in dieser Größenordnung.
Der Baukonzern, der insgesamt rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, steht dem Bericht zufolge neuerlich auf der Kippe. Unter den Banken mache sich Nervosität breit.
700 Mio. investiert, weitere Geldspritze unwahrscheinlich
Die Spanier hätten seit der Komplettübernahme der Alpine im September 2012 bereits rund 700 Mio. Euro in das heimische Bauunternehmen gesteckt. Weiteres Geld für die Österreich-Tochter sei also denkunmöglich, heiße es aus Madrid.
Die Spaniern reden nun laut „Presse“ ganz offen davon, dass ein Konkurs der Alpine „nicht ausgeschlossen“ werden könne. Auch die spanische Regierung habe sich mittlerweile eingeschaltet - denn ein Konkurs der Alpine würde auch den FCC-Konzern ins Schlingern bringen.
Es sei eine Krisensitzung der Gläubigerbanken geplant, machten laut „Presse“ gestern, Donnerstag, Gerüchte die Runde. Die Banken selbst stellten dies aber in Abrede.
Der Baukonzern stand bei in- und ausländischen Instituten mit rund 550 Mio. Euro in der Kreide und schrieb 2012 Verluste in Höhe von 450 Mio. Euro. Die Alpine wurde von rund 50 ausländischen und österreichischen Banken Ende März durch einen Forderungsverzicht in Höhe von 150 Mio. Euro vorerst gerettet.
Weitere Bestandteile des Rettungsplanes waren unter anderem ein Zuschuss der spanischen FCC in Höhe von 150 Mio. Euro und der Verkauf von Töchtern, der rund 200 Mio. Euro einspielen sollte.
Baukonzern dementiert finanziellen Druck
Der Baukonzern selbst gab in einer Reaktion auf den Bericht an, er ziehe derzeit das paktierte Sanierungskonzept durch und wolle in zwei Jahren wieder Gewinne schreiben. „Die Restrukturierungsvereinbarung ist aufrecht und hat eine Laufzeit bis Ende 2015, deshalb ist die Diskussion jetzt nicht nachvollziehbar“, sagte Unternehmenssprecher Johannes Gfrerer.
Der spanische Mutterkonzern FCC habe sich bisher an alle Abmachungen gehalten und werde auch weiterhin dazu stehen. Es gebe keine anderen Signale. Mit den Gläubigerbanken gebe es „natürlich einen intensiven Austausch und laufend Treffen“.
Der Restrukturierungsvereinbarung zufolge stellen die Spanier als 100-Prozent-Eigentümer der Alpine insgesamt 246 Mio. Euro zur Verfügung. „99 Mio. Euro davon wurden bereits für das Geschäftsjahr 2012 in Eigenkapital umgewandelt und der größte Teil der weiteren rund 150 Mio. Euro ist auch schon da“, betonte Gfrerer. „Die FCC hat bisher immer bezahlt und wird dazu stehen“, ist er überzeugt.
Mit den Banken gebe es in regelmäßigen Abständen Treffen - zwischendurch ist Alpine-Chef Arnold Schieder auch zusätzlich mit den Gläubigern in Kontakt. Betreffend des vereinbarten Verkaufs einiger Alpine-Töchter gebe es ein „Spannungsverhältnis zwischen Tempo und Wert“, räumte Gfrerer ein. Der Asset-Verkauf könnte schneller gehen, meinen einige. Die Alpine will den Verkaufspreis aber - wenn möglich - nicht durch zusätzlichen Zeitdruck schmälern. Sie erhofft sich eigenen Angaben zufolge einen „dreistelligen Millionenbetrag“. (tt.com, APA)