Nicht alleine mit der Angst
An der Klinik Innsbruck gibt es eine spezielle Sprechstunde für erblichen Brustkrebs.
Innsbruck –Wie Angelina Jolie werden auch an der Uniklinik Innsbruck etwa 50 Familien pro Jahr auf Mutationen im BRCA1- und BRCA2-Gen getestet. Mutationen in diesen Genen lösen u.a. mit einer bis zu 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit Brustkrebs aus.
Damit sich betroffene Frauen nicht allein gelassen fühlen, wurde vor drei Jahren eine interdisziplinäre Sprechstunde für erblichen Brust- und Eierstockkrebs eingerichtet.
Das Besondere daran: Die Frauen werden von Experten dreier Fachrichtungen beraten: einem Humangenetiker, einem Psychoonkologen und einem Gynäkologen bzw. Chirurgen. „Am Anfang wird gemeinsam erarbeitet, ob überhaupt ein erhöhtes Risiko innerhalb der Familie besteht. Dabei wird die Familiengeschichte erhoben und besonders auf etwaige Brust- oder Eierstockkrebsfälle geachtet“, erklärt der Leiter der Humangenetik, Univ.-Prof. Johannes Zschocke. Erst danach wird mit der Ratsuchenden über einen möglichen Gentest entschieden. Wenn es geht, sollte zunächst eine bereits von Brust- oder Eierstockkrebs betroffene Frau aus der Familie getestet werden. Bei Nachweis einer Mutation kann auch nicht erkrankten Familienmitgliedern eine Testung angeboten werden.
„Einen Zwang dazu gibt es natürlich nicht. Hinter dem Wunsch, ’es’ nicht wissen zu wollen, steckt allerdings oft Angst“, weiß Zschocke. Gerade deshalb ist die Psychoonkologie ein zentraler Teil der Sprechstunde.
Die Psychologen besprechen mit den Frauen, was es bedeutet, „Risikopatientin“ zu sein und wie sie seelische Belastungen bewältigen können. Die Gynäkologen und Chirurgen haben die wichtige Aufgabe, die Frauen unter Berücksichtigung des individuellen Risikos über Früherkennungs- und Vorsorgemaßnahmen zu beraten.
„Im Moment suchen uns etwa fünf Frauen pro Woche auf“, sagt Zschocke. Nach Jolies mutigem Gang in die Öffentlichkeit werden es jetzt wohl mehr werden. (ksi)