Philippinen-Wahlen

Große Namen bedeuten große Macht auf den Philippinen

Die Zwischenwahlen auf den Philippinen stärken Präsident Benigno Aquino und seinen Reformkurs – und offenbaren einmal mehr die Schwächen der jungen Demokratie.

Von Patricio Hetfleisch

Innsbruck –Am Ende überließen Marvic Feraren und Boyet Py die Wahl des Bürgermeisters der Kleinstadt San Teodoro dem Zufall. Je 3236 Bürger der Stadt auf der Insel Mindoro hatten für die beiden gestimmt. Das Patt überwanden die beiden mit einem „streng verfassungskonformen“ Münzwerfen. Feraren wurde Bürgermeister – und lieferte damit eine Geschichte, die sich nahtlos in die vielen Kuriositäten der Philippinen-Wahlen einreiht. Es ist jedoch eine der harmloseren. Denn in der noch jungen Demokratie ticken die Uhren der Politik anders.

Personen, nicht Parteien entscheiden üblicherweise über das Schicksal des Landes. Im Wahlkampf war diesem Prinzip folgend dann auch wenig von Politik die Rede, sondern vielmehr von großen Namen – an die man sich in den Wahlkabinen erinnern würde. Sprösslinge großer Politikerdynastien waren darunter ebenso vertreten wie TV-Stars und bekannte Sportler. Und nun, da die ersten Teilergebnisse vorliegen, zeigt sich, dass das Inselvolk seine Schwäche für große Namen nicht vergessen hat.

Rund 52 Millionen Wahlberechtigte waren am 13. Mai bei den Zwischenwahlen aufgerufen, ein neues Repräsentantenhaus und die Hälfte des 24-köpfigen Senats zu bestimmen. Dazu kamen regionale und lokale Entscheidungen um Gouverneurs-Posten oder Bürgermeisterämter.

Gleich zwei Ex-Präsidenten wurden dabei erneut in politische Ämter gehoben. Gloria Arroyo, Vorgängerin des amtierenden Präsidenten Benigno Aquino III., feierte ihren Einzug ins Unterhaus im Militärgefängnis. Dort erwartet Arroyo ein Korruptionsprozess, zurückgehend auf ihre Amtszeit. Neuer Bürgermeister der Hauptstadt Manila wird Joseph „Erap“ Estrada, früherer Filmstar, Ex-Präsident und aufgrund von Korruption in seiner Amtszeit zu einer lebenslangen Haft verurteilt.

Ebenso unter den neuen, alten Würdenträgern des südostasiatischen Inselstaates findet sich Imelda Marcos (83) wieder. Die Witwe des 1986 gestürzten Diktators Ferdinand Marcos wird dem Kongress angehören und hofft darauf, 2016 an der Seite ihres Sohnes, des Senators Ferdinand Marcos Junior, als „First Mom“ in den Präsidentenpalast einziehen zu können.

Noch irritierender mutet der Sieg des Ampatuan-Clans im Süden der Philippinen an. Drei Frauen von Clan-Führern konnten Bürgermeisterwahlen gewinnen. Und das obwohl ihren Männer die Beteiligung an einem der blutigsten Massaker der jüngeren Geschichte des Landes vorgeworfen wird: Sie sollen für den Tod von 58 Menschen mitverantwortlich sein, darunter 32 Journalisten.

Diese Liste der Kuriositäten ließe sich fortsetzen – und dennoch: Im Land lebt die Hoffnung, den zwei Geißeln Korruption und Armut zu entkommen. Das zeigt das Votum für das Lager des amtierenden Präsidenten Benigno Aquino – Sohn von Corazon Aquino, der ersten Präsidentin nach der Diktatur. Die Filipinos verschafften dem als Reformer angetretenen Präsidenten erneut die Mehrheit im Repräsentantenhaus, erstmals auch im Senat und „stimmten mit überwältigender Mehrheit dafür, das Mandat für Reformen und Wandel zu erweitern“, wie ein Sprecher der Regierung am Freitag betonte.

Das Vertrauen der Wähler baut dabei auf Benignos Vorgehen gegen Korruption – versinnbildlicht durch das Zulassen des Prozesses gegen seine Vorgängerin Arroyo. Hohes Wirtschaftswachstum (6,6 %, 2012) und niedrige Inflation verhalfen ihm zusätzlich zu Zustimmungsraten jenseits der 70 Prozent. Doch noch immer leben 28 Prozent der Bevölkerung in großer Armut. Drei Jahre konnte Aquino daran nicht viel ändern. Und sollte es ihm nicht gelingen, trotz vermehrter Macht bis zu den Präsidentenwahlen 2016 Fortschritte zu erzielen und bleibende Spuren zu hinterlassen, bleibt ihm immer noch sein Name.