Costa Concordia: Kapitän fordert ergänzende Beweisaufnahme
Der Rechtsanwalt von Kapitän Francesco Schettino bezieht sich auf Probleme mit den Schotten und dem Notgenerator.
Grosseto – Der Kapitän der „Costa Concordia“, Francesco Schettino, fordert ein neues Beweissicherungsverfahren in Zusammenhang mit dem Unglück des Kreuzfahrtschiffes im Jänner 2012. Sein Rechtsanwalt Francesco Pepe verlangte am Freitag bei der Voranhörung in der toskanischen Stadt Grosseto eine ergänzende Beweisaufnahme. Er bezog sich auf Probleme mit den Schotten und dem Notgenerator. Außerdem habe der Steuermann kurz vor der Havarie Fehler gemacht.
„Man muss noch einige technische Aspekte klären“, erklärte Pepe. Der Antrag Schettinos soll bei der nächsten Anhörung am kommenden Mittwoch überprüft werden, verlautete aus Justizkreisen in Grosseto.
„Eine neue Beweisaufnahme ist wichtig, um die Wahrheit in der Nacht des Unglücks festzustellen“, betonte Kapitän Schettino. Sein Rechtsanwalt dementierte, dass der Kapitän einen verkürzten Prozess für sich beantragen wolle.
Die Staatsanwaltschaft von Grosseto will mit fünf Beschuldigten - zwei Offizieren, dem Steuermann, dem „Costa“-Krisendirektor und dem Hotelmanager des Schiffes - über ein Strafmaß verhandeln, so dass sie ohne Hauptverfahren verurteilt werden könnten. Die Entscheidung über diese angestrebte Absprachen zwischen der Staatsanwaltschaft und den fünf Beschuldigten vertagte das Gericht auf den 8. Juli.
Lediglich für Schettino hatte die Staatsanwaltschaft ein solches Verfahren ausgeschlossen. Der Kapitän könnte daher der einzige Angeklagte sein, gegen den ein Strafprozess geführt wird. Der Oberstaatsanwalt von Grosseto, Francesco Verusio, hatte die angestrebten Absprachen Schettinos scharf kritisiert. Laut Verusio drohen Schettino wegen fahrlässiger Tötung und Verlassen des Schiffes bis zu 20 Jahren Haft.
Die „Costa Concordia“ hatte am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war auf Grund gelaufen. Dabei starben 32 Menschen. An Bord befanden sich 77 Österreicher, die alle überlebten. Costa Crociere hat seine Mitverantwortung anerkannt, da mehrere Angestellte des Unternehmens für das Unglück verantwortlich gemacht werden. Costa Crociere gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival. (APA)