Weltruhm mit Liedern über Elend und Trauer
Innsbruck – In den 60er Jahren war Sammy Davis Jr. einer der bestbezahlten US-Entertainer, musste aber zu seinen Auftritten seiner Hautfarbe...
Innsbruck –In den 60er Jahren war Sammy Davis Jr. einer der bestbezahlten US-Entertainer, musste aber zu seinen Auftritten seiner Hautfarbe wegen den Lieferanteneingang nehmen. Eine ähnliche Erniedrigung stellt der chilenische Regisseur Andrés Wood ins Zentrum seiner Filmbiografie über die Sängerin, Malerin und Volkskulturforscherin Violeta Parra, die als Begründerin der „Nueva Canción“-Bewegung nicht nur Lateinamerikas Folklore neue Wege eröffnete.
Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms wird die Sängerin (Francisca Gavilán) als Attraktion in die Botschaft in Paris eingeladen, doch nach dem Auftritt sollte sie in der Küche essen, was noch keine Schande ist, aber von der Verachtung der Bourgeoisie für Künstler erzählt. Im Original heißt der Film „Violeta se fue a los cielos” (Violeta ist in den Himmel gefahren), der deutsche Titel „Violeta Parra” macht ein dramaturgisches Problem deutlich, denn die Lieder Parras wurden von Joan Baez, Pete Seeger, Mercedes Sosa oder zuletzt von Shakira interpretiert, doch die feministische Kämpferin ist wie die naive, im Louvre gefeierte Malerin in Vergessenheit geraten.
Die Stationen in Parras Leben montiert Wood mit einer fiktiven Fernseh-Talkshow, in der sich die Sängerin noch gegen aggressive Vorwürfe verteidigen muss, den Kommunismus zu importieren.
Als Kind überlebte die Tochter eines Musikers und einer indigenen Mutter eine Pockenerkrankung, die entstellenden Narben quälten sie ihr Leben lang. Sie beginnt als Jugendliche das von Elend und Trauer erzählende traditionelle Liedgut in den Dörfern Chiles zu sammeln und zu bearbeiten. Bisweilen verliert sich der Film auch in den Auftritten und verharrt im Pathos, wenn plötzlich zu Trommel oder Gitarre aus dem Off ein Orchester gemischt wird. Die Musikerin war auch ein widersprüchlicher Charakter – sie jagte ihren Glücksvorstellungen nach und weigerte sich, ihre Europatournee nach dem Tod ihrer jüngsten Tochter zu unterbrechen. 1967, gerade einmal 50 Jahre alt, war Violeta Parra mit ihren Kräften am Ende und schoss sich eine Kugel in den Kopf. (p. a.)