Halbes Kilogramm Kokain im Darm
100 Kokainkapseln sollte eine Kurierin schlucken: Bis zu dreieinhalb Jahre Haft für die Drahtzieher.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck, Rotterdam –Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Tiroler Suchtgiftfahnder blüht der Drogenkonsum im heiligen Land munter weiter. So ist Kokain von der einstigen VIP- längst zur Modedroge quer durch alle Schichten geworden. Trotz Preisen von 90 Euro für das Gramm werden für die zahlreichen Abnehmer deshalb stattliche Mengen für den Zwischenhandel benötigt.
Wie für einen mittlerweile schon erneut zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilten Oberländer Großdealer. Schon bei seinem Drogenprozess wurden dessen mutmaßlich exzellenten Kontakte zu Drogenkreisen in der Dominikanischen Republik erörtert.
Von dort stammten auch drei am Landesgericht Angeklagte, die laut Staatsanwalt Thomas Willam 2012 über ein Kilogramm Kokain nach Tirol geschmuggelt hatten.
Eine internationale Zusammenarbeit der Polizeiermittler deckte dabei ein weitverzweigtes Netz der Drogenmafia auf.
Vor allem telefonüberwachte Gespräche mit Kontaktleuten aus Holland sprachen eine klare Sprache. Und die lautete: Am ersten Dezember 2012 sollte nach einer bereits erfolgten Lieferung ein weiterer Schmuggel von einem Kilo Kokain per Flugzeug erfolgen.
Als Kurierin wurde eine 44-jährige Spanierin angeheuert, der man im „reichen“ Österreich eigentlich einen lukrativen Job als Prostituierte in Aussicht gestellt hatte. Dazu kam es aber nicht.
Ansonsten sollte die Großmutter einer Zweijährigen 100 Kapseln zu je 10 Gramm Kokain schlucken und sie nach dem Flug von Holland nach München erst wieder in der Wohnung von zwei in Tirol ansässigen Landsleuten wieder ausscheiden.
Ein Todeskommando für die Spanierin. Platzt nur eine der Kunststoffkapseln, endet das für solche Kuriere meist tödlich. Nach der 57. Kapsel musste die Frau aber ohnehin abbrechen – ihr war schlecht geworden. Noch bevor das Trio jedoch in der Wohnung des Dominikaner-Paars ankam, klickten die Handschellen der Tiroler Drogenfahnder. Die Kurierin hatte als kleinstes Glied in der Kette dann wenig Lust, die Dom-Rep-Organisation zu decken, und pokerte mit einem umfassenden Geständnis voll auf einen klaren Milderungsgrund bei der Strafbemessung.
Wie immer honorierte die Justiz dies auch dieses Mal: Gerade 18 Monate Haft erhielt die Kurierin – schon allein weil sie ihr Leben riskiert hatte.
Die nicht geständigen Mitangeklagten ernteten hingegen nicht rechtskräftig drei und dreieinhalb Jahre Gefängnis.